Neues Deutschland: zur Debatte um die Frauenquote

Es war nicht zu erwarten, dass sich die deutschen
DAX-Unternehmen einer gesetzlich verankerten Frauenquote öffnen
würden. Warum sollten sie sich Arbeit machen, wenn es sich in dieser
Bundesregierung lediglich eine belächelte Außenseiterin leistet,
wider den Stachel zu löcken und diese gefürchtete Forderung
vorzutragen? Nein, eine Frauenquote wie sie – in unterschiedlicher
Ausprägung zwar, aber immerhin – in mindestens sieben europäischen
Ländern um uns herum existiert, kommt für Siemens, Fresenius, Adidas,
Telekom oder Deutsche Bank überhaupt nicht in Frage, wenigstens so
lange Rösler, Leutheusser-Schnarrenberger, Schröder und Merkel die
politische Richtung bestimmen. Die sind wahrscheinlich heute noch
dankbar, dass der sozialdemokratische Bundeskanzler Schröder
seinerzeit seine Frauenministerin zurückpfiff, als sie den
Unternehmen schon einmal mit so einer Zumutung kam. Seitdem wird in
Führungsetagen auf eine Menge Sachverstand verzichtet und es wird –
was beinahe noch schlimmer ist – ein Beispiel dafür gegeben, dass man
Rückständigkeit und Ignoranz in dieser Gesellschaft mit Hilfe der
Politik wunderbar kultivieren kann. Einmalig ist an der Ankündigung
der DAX-Firmen, sich demnächst freiwillig ein paar Frauen an den
Beratungstisch zu holen, vor allem die Dreistigkeit, mit der sie
diese uralte Verweigerungstaktik als Initiative darstellen. Und die
Unterwürfigkeit der Politik den Unternehmen gegenüber ist inzwischen
so groß, dass sie sich dafür freiwillig veralbern lässt.

Pressekontakt:
Neues Deutschland
Redaktion / CvD

Telefon: 030/2978-1721