Neues Deutschland: zur Erwerbstätigenstatistik 2011

Als Wunder gilt, so weiß es Wikipedia, ein
Ereignis, dessen Zustandekommen man sich nicht erklären kann, so dass
es Verwunderung und Erstaunen auslöst. Erstaunt zeigen sich nun auch
Deutschlands Medien, denn das »deutsche Jobwunder« hat so viele
Menschen wie nie zuvor in Arbeit gebracht. Doch Wunder gibt es leider
nur im Märchen. In der Bundesrepublik verdankt sich der Jobboom nicht
höheren Mächten, sondern vor allem der Agenda 2010. Das große Plus
hat viel mit sogenannter atypischer Beschäftigung zu tun. Die Zahl
der Normalarbeitsverhältnisse, also unbefristeter Stellen, ist seit
vielen Jahren rückläufig. Die Bundesregierung selbst geht hier von
einem Rückgang um 466 000 Stellen aus. Arbeit ist eben nicht gleich
Arbeit. Zudem sind die Zahlen, die das Statistische Bundesamt nun
veröffentlicht hat, nicht aussagekräftig. Beim Bundesamt gelten
nämlich alle als erwerbstätig, die in einem Arbeitsverhältnis stehen
oder einer auf wirtschaftlichen Erwerb ausgerichteten Tätigkeit
nachgehen. Den Statistikern ist es dabei herzlich egal, wie viele
Stunden jemand arbeitet. Darum werden beispielsweise selbst
geringfügig Beschäftigte erfasst. Das Wunder entpuppt sich bei
genauerem Hinsehen als neoliberaler Hokuspokus. Wenn jeder dritte Job
in der Zeitarbeitsbranche entsteht, dann läuft etwas falsch. Wie
nachhaltig die in letzter Zeit geschaffenen Arbeitsplätze sind, wird
sich demnächst zeigen. Wenn die Konjunktur, die sich vor allem aus
dem Export speist, an Fahrt verliert, dann bräuchten wir wirklich ein
Wunder.

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