NGfP-Kongress in Berlin: Relevante Opposition dringender denn je

Vom 8. bis 11. März findet in Berlin der Kongress
der Neuen Gesellschaft für Psychologie (NGfP) unter dem bei Marcuse
entlehnten Titel „Paralyse der Kritik: Eine Gesellschaft ohne
Opposition“ statt. Erwartet werden Referenten aus Wissenschaft und
Praxis, die gemeinsam mit rund 120 Teilnehmern über Strategien für
die Bildung einer starken Gegenöffentlichkeit diskutieren werden.
„Als politische Psychologen und Intellektuelle tragen wir
Verantwortung dafür, den Zustand der Oppositionslosigkeit zu
benennen. Gleichzeitig müssen wir berücksichtigen, dass und wie sich
die Welt seit der Verweigerungsrevolte von 1968 durch
Individualisierung und Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse, durch
Unterwerfung von Wissenschaft, Bildung und Gesundheitswesen unter das
direkte Diktat der Kapitalakkumulation und durch zerstörerische
Aspekte der forcierten internationalen Arbeitsteilung verändert hat“,
erklärt Prof. Dr. Klaus-Jürgen Bruder, Erster Vorsitzender der NGfP.

Die NGfP verspricht einen interdisziplinären Kongress. Er beginnt
am 8. März abends mit Ausschnitten aus dem aktuellen Programm des
Kabarettisten Arnulf Rating, der den Veränderungswillen der 68er
wieder lebendig werden lässt. Referenten sind u.a. Psychologen wie
Jürgen Hardt, der Erziehungssoziologe Burkhard Bierhoff, die
Historiker Karl Heinz Roth und Hannes Heer, der Philosoph Friedrich
Voßkühler, die Ökonomen Corinna Dengler und Werner Rügemer sowie der
Theologe Bernd Nielsen, um nur einige zu nennen.

Hannes Heer wird an Rudi Dutschke erinnern und dessen
Minderheitenkonzept auf seine Tauglichkeit für die Gegenwart
überprüfen. Corinna Dengler sieht in der Degrowth-Bewegung das
Potenzial, Teil einer relevanten Opposition zu werden; vorausgesetzt,
Degrowth stellt sich durch eine dezidiert antikapitalistische,
feministische und dekoloniale Perspektive gegen die „Einverleibung“
durch den Status Quo und kooperiert mit anderen, um sich aus der
Vereinzelung zu befreien. Zusätzliche Tages-Aktualität gewinnt der
Kongress, so Prof. Bruder, durch das Votum der SPD-Basis für eine
große Koalition. Eine nicht integrierbare Opposition in Deutschland,
die eine Alternative zu den gesellschaftlichen Verhältnissen bietet,
sei auch deshalb dringender denn je.

Pressekontakt:
Christa Schaffmann
presse@ngfp.de

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