NOZ: SPD und Verbraucherschützer begrüßen Spahns Verzicht auf Verbot des Arzneimittel-Versandes

SPD und Verbraucherschützer begrüßen Spahns
Verzicht auf Verbot des Arzneimittel-Versandes

Lauterbach: Gute Nachricht für alle Patienten – vzbz: Im Sinne der
Verbraucher

Osnabrück. SPD, Verbraucherschützer und Versandapotheken
unterstützen den Vorstoß von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn
(CDU), den Versandhandel von Medikamenten anders als im
Koalitionsvertrag vereinbart doch nicht zu stoppen. „Wir begrüßen,
dass das Versandhandelsverbot vom Tisch ist“, sagte
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach der „Neuen Osnabrücker
Zeitung“. „In einer Zeit, in der der Online-Handel mit Medikamenten
von der Bevölkerung gewünscht und akzeptiert wird, wäre ein Stopp
nicht zeitgemäß gewesen.“ Der Kurswechsel sei „eine gute Nachricht
für alle Patienten, die auf die Versorgung durch Versand-Medikamente
angewiesen sind. Das gilt insbesondere für Schwerkranke, die
spezielle Medikamente benötigen“, erklärte Lauterbach.

Im Koalitionsvertrag war auf Druck der Union vereinbart worden,
dass sich CDU, CSU und SPD für ein Verbot des Versandhandels mit
verschreibungspflichtigen Medikamenten einsetzen. Dies sollte ein
Überleben der Präsenz-Apotheken sichern. Um Standort-Apotheker zu
unterstützten, stelle ihnen Spahn nun eine Verdoppelung der Zuschläge
für Nacht- und Notdienste in Aussicht und will die Boni, die
Versandapotheken aus dem EU-Ausland bei Online-Bestellungen ihren
Kunden gewähren dürfen, auf 2,50 Euro je Packung deckeln.

„Ich bin froh, dass der Gesundheitsminister meinem Vorschlag
gefolgt ist, die Boni zu begrenzen und Standort-Apothekern eine
aktivere Rolle zu geben, etwa bei Vorbeugung und Beratung“, sagte
Lauterbach. Durch neue Leistungen ergäben sich neue Einnahmequellen,
so dass kein Apotheken-Sterben zu befürchten sei. „Die genauen
Maßnahmen sollten wir in der Koalition jetzt zügig verhandeln. Wir
sind gespannt auf Spahns Gesetzentwurf“, sagte der SPD-Politiker.
Zugleich warf Lauterbach Spahn vor, den Apothekern pauschal höhere
Honorare zu versprechen: „Der Gesundheitsminister sollte sich davor
hüten, den Standortapotheken die Zustimmung zum Versandhandel
abzukaufen und Millionen Euro als Mitgift auf den Tisch zu legen.“

Lob für den Rückzieher in Sachen Versandhandel-Verbot kam auch von
den Verbraucherschützern. „Spahns Entscheidung ist zu begrüßen und im
Sinne der Verbraucher“, sagte Kai Vogel, Gesundheitsexperte der
Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), der „Neuen Osnabrücker
Zeitung“. Die Gefahr eines Apotheken-Sterbens drohe nicht, so Vogel:
„Ich bin mir sicher, trotz des Verzichts auf das Versandhandelsverbot
ist die Apotheke vor Ort keinesfalls ein Auslaufmodell“, sagte der
Fachmann. Auch er warb dafür, „bei der Apothekenhonorierung zukünftig
einen stärkeren Blick auf die Beratungsleistungen zu legen“.

Erleichtert reagierten Deutschlands Versandapotheken: „Das sind
für uns und für die Patienten gute Nachrichten“, sagte Joachim
Dadaniak, Sprecher von apotal.de, einer der führenden
Versandapotheken, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. „Jetzt können wir
weiterhin Medikamente in jeden Zipfel des Landes versenden.“ Dadaniak
beklagte allerdings, dass Vorteile für Apotheken aus dem EU-Ausland
bestehen blieben. Nach Spahns Plänen sollen diese künftig zwar nur
noch Rabatte von maximal 2,50 Euro pro Packung statt bisher 10 Euro
anbieten können. Da Apotheken in Deutschland Rabatte aber untersagt
sind, „bleibt eine Ungleichbehandlung“, sagte Dadaniak.

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