Terre des Hommes warnt vor Ausgrenzung
unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge
Appell an die Bundesregierung: Keine Erstunterbringung in
Ankerzentren
Osnabrück. Anlässlich der jüngsten Zahlen zur Inobhutnahme
minderjähriger Flüchtlinge fordert die Kinderschutzorganisation Terre
des Hommes die Politik auf, den Schutzbedarf von Flüchtlingskindern
stärker in den Mittelpunkt zu stellen. „Wir appellieren an die
Bundesregierung, unbegleitete Minderjährige nicht schlechter zu
stellen, etwa durch Änderungen bei den Leistungen oder eine
Erstunterbringung in Ankerzentren“, sagte Ursula Gille-Boussahia,
Vorstand des Kinderhilfswerks, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“
(Donnerstag).
Die Kinderschützer warnen vor der Aufweichung rechtsstaatlicher
Prinzipien und einer Stigmatisierung der jungen Menschen: „Die
schrecklichen Taten einzelner rechtfertigen keine Diffamierung oder
Schlechterstellung einer ganzen Gruppe“, mahnt TdH-Vorstand
Gille-Boussahia in Anspielung auf von jungen Flüchtlingen begangene
Straftaten.
In einem gemeinsamen Appell mit 53 Fachverbänden der Kinder- und
Jugendhilfe, Menschenrechtsorganisationen und Flüchtlingsräte warnt
Terre des Hommes vor einer öffentlichen Debatte, die die Erfolge der
Kinder- und Jugendhilfe bei der Arbeit mit unbegleiteten
Minderjährigen „in Frage stellt oder schlecht macht“. Die Kinder- und
Jugendhilfe erbringe zusammen mit den Betroffenen „eine große
Integrationsleistung“, sagte Gille-Boussahia der NOZ weiter.
Im vergangenen Jahr haben die deutschen Jugendämter rund 61.400
Kinder und Jugendliche zum Schutze des Kindeswohles zeitweise aus
ihren Familien genommen. Dabei gab es rund 22.500 Inobhutnahmen
infolge unbegleiteter Einreise. Das teilte das Statistische Bundesamt
mit. Im Vorjahr waren noch fast 45.000 reguläre Inobhutnahmen
minderjähriger Flüchtlinge gemeldet worden. Aufgrund gesetzlicher
Neuregelungen sind die Zahlen aber nur begrenzt vergleichbar.
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