Münchens Kardinal Reinhard Marx soll die
katholischen deutschen Bischöfe in die Zukunft führen – die am
wenigsten überraschende Lösung. Sein Name wurde stets genannt, wenn
es um die Nachfolge von Robert Zollitsch ging. Ob Marx eine kluge
Wahl ist, das muss sich erst noch erweisen. Dem jovialen
Karriere-Mann, dem der Ruf erheblichen Selbstbewusstseins vorauseilt,
ist schon jetzt ziemlich gut ausgelastet – und sein neuer
Aufgabenzettel übervoll: Kirchenaustritte, Priestermangel, das
Missbrauchsthema, die Kritik der Basis an der Sexualmoral, der Umgang
mit wiederverheirateten Geschiedenen, das auch in Münster unwürdige
Gehampel um Tebartz-van Elst. Zudem ist die Bischofskonferenz selber
offenbar heillos zerstritten über den künftigen Kurs der katholischen
Kirche. Marx wurde erst nach vier Wahlgängen ins Amt gehievt. Er ist
schon jetzt beschädigt. Von seinen Brückenbauer-Qualitäten muss er
erst noch überzeugen. Immerhin: In seiner ersten Ansage nach der Wahl
war die Rede von Aufbruch. Marx ist durch seine Berufung in den
Kardinalsrat nah dran an Papst Franziskus und seinem wuchtigen
Neuanfang. Vielleicht ist dessen Handeln der ideale
Anschauungsunterricht für den neuen deutschen Bischofs-Chef?
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