Thyssen ohne Stahl ist wie ein Wohnzimmer ohne Sofa.
– Mit solchen Sprüchen vertreiben Betriebsräte derzeit gern die
Angst, wenn sie über die Zukunft der Stahlwerke an Rhein und Ruhr
sprechen. Die Ungewissheit in dem Traditionskonzern Thyssen-Krupp ist
groß. Das Unternehmen, das seit Jahrzehnten das Wohl und Wehe
unseres Landes ganz entscheidend mitprägt, steht mitten im größten
Wandel seiner Geschichte. Die Schuldenlast ist gewaltig. Vor allem,
weil die in den Sumpf gebauten Werke in Brasilien Milliarden Euro
verschlungen haben. Vermutlich kann man sie nur mit enormen
Abschlägen verkaufen. Es waren grobe Management-Fehler, die in diese
Misere geführt haben. Die Beschäftigten müssen das Desaster nun
ausbaden. Die Schuldfrage löst indes nicht die Frage nach der
künftigen Ausrichtung des Konzerns: Thyssen-Krupp setzt nun mehr auf
Technologie denn auf Massenprodukte. Viel spricht dafür, dass gut
verdienende Bereiche – etwa die Aufzüge – noch schlanker werden:
Entweder, um sie teuer zu veräußern oder um sie als Geldbringer im
Unternehmen zu behalten. Ob der Stahl am Ende mit von der Partie ist,
ist ungewiss. Konzernchef Hiesinger sagt, dass er sich nicht vom
Stahl trennen will. Aber letztlich entscheiden Angebot und Nachfrage.
Derzeit läuft es ganz gut, in Duisburg-Bruckhausen geht sogar ein
neuer Hochofen in Betrieb. Die Aktie steht hoch. Ein Ja zum Stahl
wäre dabei auch ein wichtiges Votum für den Industrie-Standort NRW.
Da muss also auch die Politik zur Seite stehen.
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