Ostsee-Zeitung: Die OSTSEE-ZEITUNG ROSTOCK zum Lichtenhagen-Gedenken:

Die Rostocker und ihre Gäste haben gezeigt, wie
bedeutsam ihnen die Auseinandersetzung mit der Last der Schande ist.
Als nichts anderes können die fünf Nächte bezeichnet werden, in denen
Neonazis, aufgehetzt vom Beifall der Bevölkerung, mit Brandsätzen auf
Menschen zielten und ihren Tod billigend in Kauf genommen hätten.
Tausende nahmen am Sonnabend und Sonntag an den Veranstaltungen gegen
dieses Pogrom teil – sie demonstrierten, ließen die mahnenden Worte
von Joachim Gauck auf sich wirken. Der Rostocker Gauck hatte den
Anspruch erhoben, die richtigen finden zu dürfen, was bekanntermaßen
eine Gabe des Bundespräsidenten ist. Er hat dem Gedenken damit
zugleich noch einmal Auftrieb gegeben. Wenn das Staatsoberhaupt
anreist, lässt sich das Thema schlecht kleinreden. Dass die Menschen
hierzulande dies unter Umständen tun, dieser Verdacht war in den
Tagen unmittelbar vor dem Gedenken in einigen überregionalen Medien
wiederholt laut geworden. Irrtum! Die Botschaft aus Rostock ist
unmissverständlich: Alle Menschen sollen sich im Geiste der
Brüderlichkeit begegnen. So steht es seit gestern auf einer
Gedenktafel vor dem „Sonnenblumenhaus“. Leider erst seit gestern,
mögen Kritiker einwerfen. Stimmt! Ein Brandmal, wie Gauck die
Ausschreitungen von Lichtenhagen nannte, braucht manchmal Zeit, bis
es heilt. Wichtig ist, dass die rassistischen Krawalle von vor 20
Jahren nicht vergessen werden, sondern ein mahnender Appell bleiben,
für Toleranz einzutreten

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