Die politische Eiszeit, die Millionen Menschen in
arabischen Autokratien von demokratischer Teilhabe weitgehend
ausschließt, scheint sich dem Ende zuzuneigen. Die Wüste taut. Selbst
auf Ölstaaten wie Libyen und Bahrain, die es gewohnt sind, Loyalität
zu kaufen, springt der Funke der Revolution über. Auch wenn der
Protest dort im Gegensatz zu Tunesien und Ägypten weit mehr religiös
und ethnisch motiviert ist, ist ein Flächenbrand in der sensiblen
Region nicht mehr auszuschließen. Nordafrika und einige Golfstaaten
stehen vor einem Wandel, der in seiner ganzen Wucht noch gar nicht
überschaubar ist. Der Westen, will er denn glaubhaft bleiben, wird
mehr tun müssen, als öffentlich gegen die Gewalt der Potentaten
anzuappellieren, um hinter den Kulissen mit ihnen weiter Geschäfte zu
machen. Die demokratische Opposition in Arabien wird genau so
Ansprechpartner werden müssen wie die in China oder Weißrussland. Das
wäre dann tatsächlich mehr als moralische Entrüstung. Allein ist die
bekanntlich nur der Heiligenschein der Scheinheiligen.
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Ostsee-Zeitung
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