OV: Wulffs letzter Streich Thema: Verabschiedung aus Präsidentenamt Von Giorgio Tzimurtas

Soviel dürfte gewiss sein: Der Zapfenstreich als
pompöses Abschiedszeremoniell aus dem Amt des Bundespräsidenten – er
war Wulffs letzter Streich als Politiker. Als Aufklärer in eigener
Sache hatte er eine immer erbärmlichere Figur abgegeben – und so
schadete er auch der Würde des höchsten Staatsamtes. Eiertanz,
Salamitaktik und der Versuch, sich als Opfer zu stilisieren – damit
hat Wulff versucht, an der Staatsspitze zu bleiben. Sehr peinlich
dieser Präsident im Dauer-Praktikum. Hat er wirklich geglaubt, dass
er hierfür den notwendigen Rückhalt hat?

Als der vorzeitige und doch längst überfällige Rücktritt dann doch
kam, da zeigte Wulff wieder diese Uneinsichtigkeit, diesen kindlich
anmutenden Trotz. Er wollte alles haben: Ehrensold, Dienstwagen, Büro
samt Mitarbeiter und den Zapfenstreich. Keine Spur von Demut vor der
öffentlichen Meinung, die sich arg gegen ihn gewandt hat. Die
dröhnenden Vuvuzelas während des Zapfenstreiches – sie waren ein
Ausdruck des ausgeprägten Unmutes über Wulff und die ihm zuteil
gewordenen Ehren.

Sein Abschied aus dem Amt – auch er entbehrte nicht der Ironie.
Wulff warb noch einmal für eine offene Gesellschaft und ist doch ein
Repräsentant jener Politiker, die auf geschlossene Gesellschaften
gesetzt haben. Auf elitäre Zirkel, in denen Politik, Staat und
Wirtschaft nur zu schnell ein nicht mehr lauteres Geflecht eingehen
können.

Wie weit dies nun bei Wulff zutraf, das herauszufinden, ist nun
auch Sache der Justiz. Medien und die Opposition in Niedersachsen
werden ebenso für Aufklärung sorgen. Die Causa Wulff – sie ist längst
noch nicht zuende.

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Oldenburgische Volkszeitung
Andreas Kathe
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