Rheinische Post:Ägypten am Abgrund

Ägypten steht am Abgrund. Ob die
innenpolitische Machtprobe am Ende in einen Bürgerkrieg münden wird,
ist offen. Die internationale Politik versucht, genau das zu
verhindern. Bisher hat sie aber nichts weiter als gut gemeinte
Appelle zuwege gebracht. Vorschläge, die darauf abzielen, die
chaotische innenpolitische Lage in Ägypten zu bereinigen, fehlen –
und das seit langem. Mal ehrlich: Wie sollen die auch aussehen?
Insofern ist das westliche Politiker-Gerede eher für die Galerie. Der
Ölpreis steigt. Das ist schlecht für den zarten Wirtschaftsaufschwung
in den Industriestaaten. Westliche Unternehmen fahren ihre Produktion
in Ägypten zurück, oder sie stellen sie gar ganz ein. Das ist
verheerend für ein Land, das ohnehin nach der Machtübernahme der
Islamisten immer tiefer ins wirtschaftliche Abseits gesunken war.
Ägypten bleibt im Nahen Osten ein wesentlicher Mitspieler. Israel
braucht das Land am Nil als berechenbaren Faktor. Tunesien und Libyen
als Länder des arabischen Frühlings sind längst noch nicht über den
Berg. Wer Demokratie dort fordert, der muss sie auch fördern

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