Rheinische Post: Ami goes home

Amerika muss sparen, und das geht am ehesten
beim Militär. Mit fast 100 000 Soldaten weniger will Uncle Sam
künftig auskommen. Das wird bis nach Deutschland zu spüren sein, denn
auch hier werden Stützpunkte dichtgemacht und Tausende Militärs
abgezogen. Damit geht an diesen Standorten ein Stück deutscher
Nachkriegsgeschichte zu Ende. Denn die dort stationierten Soldaten
waren häufig ins lokale Leben verwurzelt, prägten das Straßenbild,
sorgten mit ihrer Kaufkraft für eine Belebung der regionalen
Wirtschaft. Aus Besatzern waren längst gute Nachbarn geworden,
manchmal sogar Freunde. Mit dem Abzug geht aber nicht nur eine
deutsch-amerikanische Ära zu Ende, es wird auch ein strategischer
Schwenk im Verhältnis der USA zu Europa greifbar. Die amerikanischen
Prioritäten, das hat US-Präsident Barack Obama unlängst noch einmal
klar gemacht, liegen nicht mehr in der Alten Welt, sondern im
pazifischen Raum. Während US-Einheiten aus Europa abgezogen werden,
verlegt Washington – wenn auch nur symbolisch – Marineinfanterie nach
Australien. China ist, ob nun als Rivale oder Partner, der neue Dreh-
und Angelpunkt der amerikanischen Außenpolitik. Die aus Deutschland
abziehenden GIs zeigen unseren Bedeutungsverlust.

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