Wenn es nach den Wirtschaftsliberalen bei Union
und FDP geht, könnte die Euro-Krise bei der Kanzlerin und CDU-Chefin
Angela Merkel eine ordnungspolitische Renaissance auslösen. Eine
harte finanzpolitische Haltung im Fall Griechenland soll Schwarz-Gelb
wieder als bürgerliche Alternative im Parteiensystem erkennbar machen
und den alten, seit Peer Steinbrück teilweise widerlegten Spruch, die
„Sozis können nicht mit Geld umgehen“, wieder an die Wahlkampfstände
bringen. Ist Athen für die CDU-Chefin also das neue Leipzig? Dort
hatte die Kanzlerin 2011 in einer vielbeachteten Parteitagsrede
klargestellt, dass sich die CDU neuen Gegebenheiten stellen müsse.
Aber gemach: Selbst wenn die Fakten dafür sprechen, dass Griechenland
in der Eurozone kaum gesunden kann, heißt das nicht, dass Merkel
Athen den Hahn zudreht. Die als beliebig beschriebene Kanzlerin hat
in den vergangenen zwei Jahren durchaus ihr Projekt gefunden: es ist
ein europäisches. In die Geschichtsbücher will Merkel nicht als
eiserne Kanzlerin eingehen, die das Ursprungsland der Demokratie in
die Armut stürzte. Vieles spricht dafür, dass Merkel Griechenland mit
Hilfe der Europäischen Zentralbank und finanztechnischer Akrobatik
bis zur Bundestagswahl im Euro-Raum belässt. Und danach – in einer
großen Koalition? – neue Milliarden gibt.
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