Rheinische Post: Blitzen alleine reicht nicht aus

NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) will die
Zahl der Unfalltoten durch eine neue Verkehrsstrategie senken.
Künftig sollen Temposünder nicht nur durch wenige Zivilwagen, sondern
auch von den im Stadtbild viel präsenteren Streifenwagen geblitzt
werden können. Zu hohes Tempo ist die Hauptursache für tödliche
Unfälle. Jede Maßnahme, die Leid und Trauer eindämmt, ist richtig.
Jägers Vorstoß wirft jedoch zwei Fragen auf. Erstens: Ist es wirklich
klug, die geplanten Geschwindigkeitskontrollen im Internet zu
veröffentlichen? Die Offenheit soll für Akzeptanz sorgen, wirkt aber
nicht zu Ende gedacht. Schnellfahrer werden diese Transparenz als
Einladung verstehen, auf vermeintlich „freien Strecken“ aufs Gas zu
drücken. Zweitens: Jäger will die Kapazität für mehr Kontrollen
dadurch schaffen, dass die Polizei künftig öfter auf die
personalintensiven Anhaltekontrollen verzichten soll. Damit fiele
dann aber auch die wichtige persönliche Ansprache der Autofahrer weg.
Statt hier zu sparen, sollte Jäger den Einsatz von Schockvideos
ausbauen. Die Filme, die die verheerenden Auswirkungen von Unfällen
mit zu hoher Geschwindigkeit verdeutlichen, hinterlassen einen tiefen
Eindruck. Ein kurzer Blitz, wenn auch von Fall zu Fall von harter
Strafe gefolgt, hat hingegen nicht unbedingt nachhaltig
disziplinierende Wirkung.

Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303