Rheinische Post: Die seltsame Weltsicht der Fußball-Ultras = Von Robert Peters

Die Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze
(ZIS) hat vergangene Woche die Öffentlichkeit aufgeschreckt.
Straftaten rund um den Fußball seien merklich angestiegen, teilte sie
mit. Das Wochenende scheint das zu belegen. Es brannte mal wieder in
den Stadien. Der Profifußball erlebt die Radikalisierung einer
Fangruppe. Die Ultras, die sich für die Bewahrer der Werte halten,
suchen die Kraftprobe mit den Verbänden und mit der Polizei. Sie
geben vor, für die Fankultur zu kämpfen und setzen sich über Recht
und Gesetz hinweg. Sie verweigern aus einem seltsamen
Sendungsbewusstsein den Dialog mit der Polizei. Und sie fühlen sich
in einer Sonderrolle bestärkt, weil die Vereine ihnen Sonderrechte
beim Kartenkauf und der Verwaltung ihrer Kurven einräumen. Die Lage
hat sich verschärft, weil die Polizei nicht gerade behutsam mit
Gewalttätern umgeht und dabei gelegentlich Unbeteiligte trifft. Das
hat dazu beigetragen, dass Ultras aller Vereine die Polizei zum
gemeinsamen Feind erklärt haben. Die paradoxe Folge: Ultras fühlen
sich legitimiert, in einem rechtsfreien Raum zu operieren. Dass sie
die große Mehrheit der Stadionbesucher gefährden, ist ihnen gleich.
Gegen so ein Selbstverständnis hilft kein Dialog.

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