Eine zweite Sondierungsrunde zwischen Union und
Grünen ist mehr, als man erwarten konnte. Vor dem ersten Treffen
hatte die CSU keine Provokation der Grünen ausgelassen, und diese
sprangen über die Stöckchen, die ihnen hingehalten wurden. Wenn die
Grünen sich im Wahlkampf nicht links von der SPD positioniert, sich
nicht im Veggie-Day verrannt und nicht bei den Steuern verschätzt
hätten, dann wäre ein schwarz-grünes Bündnis heute sehr viel
wahrscheinlicher als eine große Koalition. Angesichts des desolaten
Zustands der Grünen ist aber schon ein zweites Sondierungsgespräch
eine Überraschung. Die zweite Runde ist auf Wunsch der CDU-Chefin
Angela Merkel zustande gekommen. Die CDU ist ohnehin die einzige der
drei Parteien, die ein echtes Interesse an einem schwarz-grünen
Bündnis hat. Ihr geht es um mehr, als nur die Preise für den immer
noch wahrscheinlicheren Fall einer großen Koalition hochzutreiben.
Die CDU ist unter Führung von Merkel eine moderne, offene Volkspartei
geworden, die tatsächlich mit den Grünen koalieren könnte. Der
europäische Gedanke eint die beiden Parteien. Eine Energiewende
bekäme man hin. Mit der CSU bestehen aber die alten kulturellen
Unterschiede fort.
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