Rheinische Post: Euro-Verzweiflung

Vier Wochen ist der letzte Euro-Gipfel her, der
den Flächenbrand in der Eurozone stoppen sollte. Doch seine Wirkung
ist verpufft. Das Misstrauen der Finanzmärkte wächst, Spanien und
Italien müssen Rekordzinsen von sieben Prozent bieten, was ein Staat
auf Dauer nicht durchhalten kann. Und nun frisst sich die Krise bis
ins Herz der Euro-Zone vor: Gestern warnte die Rating-Agentur
Moody–s, sie werde Frankreich das Top-Rating streichen, wenn Paris
weiter hohe Zinsen zahlen müsse. Die Lage wird verzweifelter – und
mit ihr die Vorschläge: Die EU-Kommission will nun, dass alle
Euro-Staaten gemeinsam Schulden aufnehmen, also Eurobonds
herausgeben. Damit müssten starke Länder wie Deutschland höhere
Zinsen zahlen als bisher, Schuldensünder würden mit niedrigeren
Zinsen belohnt. So würde nicht nur der EU-Vertrag gebrochen, der eine
gesamtschuldnerische Haftung verbietet. So würde auch das falsche
Signal ausgesendet, dass Verschwendung sich lohnt, weil Dritte die
Kohlen aus dem Feuer holen. Ähnlich wäre es, wenn nun die Zentralbank
die Notenpresse anwirft. Statt nach der „Bazooka“, der Wunderwaffe,
zu rufen, sollte die EU erst mal ihre Gipfelbeschlüsse wie den
Schuldenschnitt für Athen umsetzen.

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