Rheinische Post: Geld, das keinen Schaden heilt

Es gibt Dinge, die lassen sich nicht heilen.
Nicht durch Geld und nicht durch gute Worte. Nichts macht Menschen
wieder lebendig, nichts vermag dem Unbegreiflichen Sinn zu geben:
Dass vollkommen Unbescholtene einfach nur deshalb umgebracht wurden,
weil sie ausländische Wurzeln hatten. Wenn die Angehörigen der
Neonazi-Mordopfer Jahre nach den Untaten jetzt jeweils 10 000 Euro
vom deutschen Staat erhalten, dann klingt der Terminus technicus
„Entschädigung“ reichlich hohl. In Wahrheit handelt es sich um einen
eher symbolischen Akt – um den Versuch, etwas zu tun, wo nichts mehr
zu machen ist. Vorerst zumindest. Vom deutschen Staat dürfen nämlich
nicht nur die Familien der Opfer künftig doch erheblich mehr
erwarten: viele Menschen in diesem Land wollen das Gefühl
zurückhaben, dass Polizei und Verfassungsschutz die Gesellschaft vor
Mörderbanden wie dem Zwickauer Trio wirksam schützen. Ein Gefühl, das
in den vergangenen zwei Wochen in den Grundfesten erschüttert worden
ist. Denn zum Entsetzen über die Brutalität und die Kaltblütigkeit
der Taten hat sich eine allgemeine Fassungslosigkeit über die völlige
Fehleinschätzung durch die Behörden gesellt. Symbole helfen wenig.
Wenn die Neonazi-Morde eines gezeigt haben, dann dies: Dinge, die
sich nicht mehr heilen lassen, dürfen gar nicht erst passieren.

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