Rheinische Post: Heiliger Krieg im Hauptbahnhof

Kommentar von Gregor Mayntz

Es ist leider Alltag, dass herrenlose Gepäckstücke für Aufregung
sorgen. Kaum war Montag der Bonner Hauptbahnhof gesperrt, wurden auch
die Bahnreisenden in Trier von einem Alarm getroffen. Während sich
dort die Sache mal wieder als Ansammlung gewöhnlicher Reiseklamotten
herausstellte, zeigte der Zwischenfall in Bonn, wie gut die Behörden
daran tun, jede Meldung von Passanten ernst zu nehmen. Drähte, Metall
und zündfähiges Material gehören nicht zu den üblichen
Reiseutensilien. Der Inhalt der in Bonn entdeckten blauen Tasche
steht für Terror. Dabei ist es für die erste Wirkung unerheblich, ob
die Tasche nur Schrecken auslösen sollte oder tatsächlich kurz vor
einer todbringenden Detonation stand. Beides ist ein Angriff auf die
öffentliche Sicherheit. Stellt sich jedoch nun heraus, dass der
Bastelsatz tatsächlich eine Bombe war, müssen wir die Liste
verhinderter Anschläge erneut verlängern. Dann hätten wir wieder
einmal Glück gehabt und wüssten, dass die „abstrakte“ Gefährdungslage
sehr schnell auch sehr konkret werden kann. Vor allem wenn die Spur
zu Islamisten führt, die ihren Heiligen Krieg auch in unsere
Hauptbahnhöfe tragen wollen. Eine grausige Botschaft zum Advent.

Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2621