Der Erzbischof von München und Freising,
Reinhard Kardinal Marx, betrachtet die Katastrophe in Japan auch als
eine Prüfung des Glaubens für die Menschen. „Wir Christen glauben an
einen Gott, der sich selbst in das Leid dieser Welt hineinbegeben
hat. Er ist am Kreuz für uns alle gestorben. Keine andere Religion
bringt Leiden, Schmerz und Angst des Menschen so nahe in die
Wirklichkeit Gottes hinein wie der christliche Glaube“, sagte Marx
der in Düsseldorf erscheinenden „Rheinischen Post“ (Samstagausgabe).
Diesem Gott sei es nicht egal, was mit dem Menschen passiert, so
Marx. „Unser Glaube sagt uns: Auch für die Opfer gibt es
Gerechtigkeit und Sühne. Ich weiß, dass das keine einfache Antwort
ist. Aber der Blick auf den Gekreuzigten ist für mich die einzige
Hoffnung, damit Leid und Tod nicht das letzte Wort behalten.“ Marx
räumte ein, dass die Frage nach der Gerechtigkeit Gottes gegenüber
seiner Schöpfung auch ihn als gläubigen Menschen schon ein Leben lang
begleite: „Und auch ich habe darauf keine letzte Antwort. Ich weiß
aber, dass wir als Menschen nicht einfach einen Anspruch darauf
haben, alles zu verstehen. Das gilt nicht nur im Blick auf die Bilder
von Katastrophen wie in Japan oder vor einem Jahr in Haiti. Oftmals
können wir auch einzelne Lebensschicksale nicht begreifen, warum
jemand von einer schweren Krankheit getroffen wird, warum jemand
früher oder später stirbt. Der Schöpfung und damit auch unserem Leben
sind Grenzen gesetzt. Die Natur ist nicht vollkommen, sonst gäbe es
keinen Unterschied zwischen Schöpfer und Geschöpf.“
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