räsident Muhammad Mursi lenkte Ägypten an einem
besonderen Tag in neue Bahnen. „Lailat al Qadr“ ist die „Nacht des
Schicksals“, in der Allah dem Erzengel Gabriel den Koran offenbarte,
in der Gott das Schicksal der Muslime entscheidet. Mursi enthob
Verteidigungsminister Tantawi seines Amts und übernahm dessen
Vollmachten. Jetzt kann er Kriege erklären und Verträge
unterschreiben. Ohne parlamentarische Aufsicht und einschränkende
Amtsbeschreibung kann er Gesetze erlassen und die neue Verfassung
mitformen. Mursi bewies Mut und Kalkül. Der Machtkampf zwischen
Militärs und Muslimbrüdern wurde erwartet, die schnelle Entscheidung
verblüfft. Der Terroranschlag, bei dem Islamisten jüngst 16 Soldaten
im Sinai töteten, kam Mursi gelegen, um die Chefs der Militärpolizei,
der Zentralen Sicherheit und eines Geheimdienstes zu entlassen –
rückblickend die Vorstufe zum Coup. Nun setzte er eine neue Garde
ein, die ihm verpflichtet ist. Erstmals kommandiert ein Zivilist
Ägyptens Armee. Der bleiben kaum Optionen. Ein Putsch scheint
unwahrscheinlich, der Versuch, Mursis Dekrete vor Gericht
anzufechten, aussichtslos. Zu „Lailat al Qadr“ hat Mursi sich als
erster islamischer Präsident Ägyptens etabliert.
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