Rheinische Post: Schuldig auf Verdacht?

Gestern vor zwei Jahren haben die Bürger der
Stadt Duisburg Adolf Sauerland (CDU) abgewählt, weil sie nicht mehr
ertrugen, wie sich ihr Oberbürgermeister vor der Übernahme der
politischen Verantwortung für die Loveparade drückte. Dass die
Staatsanwaltschaft diesen Tag wählte, um ihre Anklageerhebung zu
erläutern, mag Zufall sein. Sauerlands Nachfolger Sören Link (SPD)
dagegen war die Symbolik sehr bewusst. Link formulierte gestern die
Erwartung, der Stadtrat möge aus Verantwortung den damals für die
Loveparade-Koordination im Rathaus zuständigen Beigeordneten Wolfgang
Rabe (CDU) im April nicht wiederwählen. Gegen Rabe besteht laut
Staatsanwaltschaft kein strafrechtlicher Verdacht mehr. Während Rabe
damit für die Justiz als unschuldig gilt, ist er in Links Augen
offenbar schuldig auf Verdacht. Anders ist nicht zu erklären, dass
der Oberbürgermeister die tatsächlich angeschuldigten Mitarbeiter
seines Bau-Dezernats weiter in ihren Ämtern lassen will – mit der
Begründung, es gelte für sie weiter die Unschuldsvermutung. Diesen
Widerspruch muss Link aufklären.

Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2621