Rheinische Post: Steinbrücks Befreiungsschlag

Von Eva Quadbeck

Rund 100 Tage vor der Bundestagswahl liegen die Nerven bei der SPD
blank. Zu Recht. Die Partei liegt in den Umfragen konstant unter 30
Prozent. Eine satte Mehrheit der Deutschen, darunter auch viele
Anhänger der SPD und der Grünen, wünscht sich, dass Angela Merkel
Kanzlerin bleibt. Zudem sind die Spitzen-Genossen derart zerstritten,
dass selbst die nahende Bundestagswahl nicht ausreicht, um zumindest
den Schein der Geschlossenheit nach außen zu wahren. Das ist der
größte anzunehmende Unfall in einem Wahlkampf. Denn die Krise
offenbart, dass es der SPD an Teamfähigkeit und Gemeinschaftsgeist
fehlt. Es bleibt die Frage: Darf der das? Darf ein Spitzenkandidat im
Wahlkampf öffentlich dem Parteichef Kritik vor den Bug knallen und
dessen Loyalität anmahnen? Im Fall von Steinbrück kann man seit
Monaten einen Kandidaten beobachten, der sich selbst immer kleiner
macht, Fehler einräumt, sich demütig gibt und nach der Pfeife des
Parteichefs tanzt. So gesehen kann man sagen: Der musste das!
Steinbrück brauchte einen Befreiungsschlag. Denn bei aller Einsicht
in die eigene Fehlbarkeit muss ein Spitzenkandidat auch eine
Wahlkampfkampagne führen und nicht von ihr und ihren Strategen
geführt werden.

Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2621