RNZ: Die U-40-Partei

Von Klaus Welzel

Was für ein Start: Philipp Rösler wird FDP-Chef, „trotzt“ dem
Vorgänger den Posten des Vize-Kanzlers ab und scheitert ansonsten an
den Altvorderen Brüderle, Homburger und – eben: Westerwelle. Die
eigentlichen Schuldigen der Misere bleiben weitgehend in Amt und
Würden. Und wenn die blau-gelben U-40 in Person von Rösler und
Generalsekretär Christian Lindner doch noch inhaltliche Akzente
setzen können, dann wären Brüderle, Homburger und Westerwelle nur
noch ablösereife Altvordere. Ganz sicher werden die Drei auf dem
Rostocker Parteitag das aus ihrer Sicht „Schlimmste“ zu verhindern
wissen. Der vermurkste Neustart lässt nur einen Schluss zu: Den
Liberalen geht es noch nicht so schlecht, dass sie sich wirklich
erneuern wollten. Sie sehen sich nach wie vor als die einzigen
Wirtschaftslobbyisten im Parlament. Und hinter dem Duell
Rösler-Brüderle steht ja auch eine weltanschauliche Grundsatzfrage:
Sozialliberalismus oder Wirtschaftsliberalismus? Gegen Rösler
sprechen aber auch taktische Überlegungen: Er gilt als politisches
Leichtgewicht. Selbst in der eigenen Partei – nach dieser
Inthronisation erst Recht. Gleichwohl bleibt Philipp Rösler ein
sympathischer, aufstrebender Politiker. Er ist – anders als
Westerwelle – kein Aufschneider. Im politischen Betrieb ist das ein
großes Pfund.

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