RNZ: Rhein-Neckar-Zeitung Heidelberg zu Bahr/ Pflegereform/ Pflege-WGs

Von Alexander R. Wenisch

In der WG Von Alexander R. Wenisch Auf den ersten Blick wirkt
Daniel Bahrs Idee, Pflege-WGs als alternative Form zum Altenheim zu
fördern, charmant. Wer würde nicht auch im Alter gerne mit netten
Menschen in gewohnter Umgebung leben? Wer allerdings als junger
Mensch schon in einer WG gewohnt hat, der weiß, wie sehr man sich mit
den Eigenheiten der Mitbewohner arrangieren muss, wie oft Konflikte
entstehen und entschärft werden müssen. Kommen Gebrechen und die
Abhängigkeit von fremder Hilfe hinzu, zeigt dies auf, dass die
Pflege-WG zumindest nicht für jeden Senior eine gute Idee sein
dürfte. Das Zwischenmenschliche kann Bahr nicht per Gesetz regeln.
Gleichwohl hat sein Konzept andere Schwachpunkte. Einerseits besteht
die Gefahr, dass die Qualität der (oft sehr teuren) Pflege, die in
Alten-WGs geleistet wird, nicht kontrolliert wird. Dies kann nicht
prinzipiell den von der Leistung Abhängigen überlassen werden.
Andererseits riechen Bahrs Finanzspritzen nach einem verkappten
Konjunkturprogramm für Pflegeheime. Die könnten auf die Idee kommen,
Stockwerke WG-gerecht umzubauen und sich das aus der Pflegekasse
bezahlen zu lassen. Bahr muss also dringend nachjustieren, sollte
seine Idee Zukunft haben.

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