RNZ: „Unbequem“ – Rhein-Neckar-Zeitung (Heidelberg) zu Steinbrück

Von Sören S. Sgries

Man meint das Zähneknirschen aus dem Willy-Brandt-Haus förmlich zu
hören: Warum kann denn dieser Steinbrück nicht einmal den Mund
halten?! Mit jedem Interview, das er gibt, macht er alles nur noch
schlimmer. Als „Kanzlerkandidat außer Kontrolle“ nimmt er den
Sozialdemokraten scheinbar ohne politisches Gespür jede Chance,
Merkel bei der Bundestagswahl gefährlich zu werden. Sieht er denn
nicht, dass ihm ein bisschen Demut auch einmal gut zu Gesicht stehen
würde? Das Problem ist: Dieser Kandidat ist Steinbrück nicht – und
wird es auch nie sein. Der Hamburger gefällt sich als ein „Typ“, als
einer, der Ecken und Kanten hat und sich den Mund nicht verbieten
lässt. Sein Witz und seine Schlagfertigkeit sind seine Stärken. Die
haben ihm nicht nur hohe Rednerhonorare eingebracht, sondern viele
glauben lassen, der Ex-Finanzminister könne mit seiner
„Schnoddrigkeit“ Wähler begeistern. Das ist auch die letzte Hoffnung,
die den Genossen bleibt: Dass Steinbrück zwar unbequem ist – auch für
die eigene Partei – aber doch eine echte Alternative zu der zwar
beliebten, aber farblosen Kanzlerin darstellt. Wenn außerdem
Wahlkampf mit Inhalten gemacht würde, könnte Steinbrück beweisen,
warum er doch nicht der gänzlich falsche Kandidat ist. Dafür muss es
noch nicht zu spät sein.

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