RTL/n-tv-Trendbarometer / FORSA AKTUELL: Große Umfrage nach den Sondierungen – Mehrheit der CDU-, CSU- und SPD-Anhänger für die Groko, Mehrheit der Oppositionsparteien dagegen

Mehrheit der SPD-Wähler ist für die Große Koalition

Das Ergebnis der Sondierungsgespräche zwischen CDU, CSU und SPD
wird von der Bevölkerung sehr unterschiedlich aufgenommen. Eine große
Mehrheit der Anhänger der CDU (71 Prozent) und der CSU (68 Prozent)
fände es gut, wenn es wieder zu einer Großen Koalition käme. Das
sieht auch, den parteiinternen Auseinandersetzungen zum Trotz, eine
klare Mehrheit der SPD-Wähler (56 Prozent) so.

Über die Hälfte der Wahlberechtigten (56 Prozent) hat darüber
hinaus wenig Verständnis für die Art der Entscheidungsfindung bei der
SPD. Statt Sonderparteitag und Mitgliederbefragung wün-schen sich
die meisten Bürger schneller Klarheit über den künftigen Kurs der
Sozialdemokraten. Bei den Anhängern der übrigen im Bundestag
vertretenen Parteien ist nur eine Minderheit für eine Neuauflage der
Großen Koalition – bei den Grünen 31 Prozent, bei der FDP 30 Prozent,
bei den Linken 24 Prozent und bei der AfD 21 Prozent.

Das ist das Ergebnis einer Untersuchung, die von forsa nach
Abschluss der Sondierungsgespräche am Freitag im Auftrag der
Mediengruppe RTL durchgeführt wurde. Dabei wurden 1006
Wahlbe-rechtigte gefragt, ob sie unter dem Eindruck der
Sondierungsergebnisse eine erneute Große Koali-tion gut fänden oder
ob ihnen eine der beiden verbliebenen Alternativen – eine
Minderheitsregie-rung aus Union und Grünen oder Neuwahlen – lieber
wäre.

Von allen Wahlberechtigten sind 45 Prozent für die Große
Koalition, 25 Prozent für eine Minder-heitsregierung und 26 Prozent
für Neuwahlen. Dabei fände fast die Hälfte der Grünen (47%) eine
Minderheitsregierung besser als die „Groko“. Eine klare Mehrheit der
AfD-Anhänger (62%) plä-diert für Neuwahlen.

forsa-Chef Prof. Manfred Güllner gegenüber der Mediengruppe RTL:
„Die Einigung von Unionspar¬teien und Sozialdemokraten auf
Koalitionsgespräche löst bei den Deutschen keine Begeisterung aus. An
den von den Koalitionären verheißenen –Aufbruch– und eine –Erneuerung
der Gesellschaft– glaubt nur eine kleine Minderheit (8%) der
Bundesbürger. Die große Mehrheit von 90 Prozent sieht eine neue Große
Koalition eher als –Notgemeinschaft–, weil andere Regierungsbildungen
zur¬zeit nicht möglich sind.“

Dementsprechend glaubt auch nur eine Minderheit von 16 Prozent,
dass eine schwarz-rote Neu-auflage der „Groko“ das Land künftig
besser regieren würde als während der vergangenen vier Jahre.
Gleichfalls 16 Prozent erwarten, dass Union und SPD es künftig
schlechter machen würden als bisher. Die große Mehrheit (68%) ist
dagegen überzeugt, dass die neue Merkel-Regierung ge-nauso gut oder
schlecht arbeiten wird wie man es von ihr gewöhnt ist.

Wenn die Große Koalition auch nach den Verhandlungen und der
Abstimmung der SPD-Basis zu-stande kommen sollte, rechnet eine
Mehrheit von 59 Prozent der Befragten damit, dass das
Regie¬rungsbündnis vier Jahre halten würde.

Davon sind nicht nur die Anhänger der Regierungsparteien, sondern
auch die der Opposition über-zeugt – mit einer Ausnahme: 60 Prozent
der AfD-Anhänger rechnen mit dem vorzeitigen Bruch ei-ner Großen
Koalition. Mit einer konstruktiven und sachlichen Zusammenarbeit
rechnet nur eine Minderheit der Deutschen (27%). 70 Prozent dagegen
sind sich sicher, dass es häufiger zu Streits und Konflikten kommen
würde zwischen CDU, CSU und SPD.

Schulz soll nicht Minister werden – Merkel soll ihre Nachfolge
regeln

43 Prozent der Bundesbürger möchten, dass Angela Merkel für volle
vier Jahre Kanzlerin bleibt. 50 Prozent der Befragten allerdings sind
anderer Meinung: Sie hielten es für richtig, wenn Merkel ihr Amt nach
ungefähr zwei Jahren für einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin zur
Verfügung stellte. Für eine frühzeitige Nachfolge-Regelung sind vor
allem die Anhänger der Linken (55%), der SPD (65%) und der AfD (87%).
Die Anhänger der Grünen (53%), der CSU (70%) und der CDU (74%) sind
mehrheitlich dafür, dass Angela Merkel bis zum Ende der
Legislaturperiode durchregiert. Zwei Drittel der Deutschen (67%) sind
dagegen, dass SPD-Chef Martin Schulz Minister in einer
Merkel-Regierung wird. Selbst unter den SPD-Anhänger plädieren nur 30
Prozent dafür, dass Schulz ein Regierungsamt übernimmt.

Politiker-Ranking: Vertrauensverlust für den FDP-Chef

Welchem Politiker schenken die Deutschen ihr Vertrauen? Diese
Frage wird regelmäßig von forsa untersucht, jetzt auch in der ersten
Umfrage unmittelbar nach Abschluss der Sondierungsgesprä-che zwischen
CDU, CSU und SPD. Dabei zeigen sich gegenüber dem letzten
Politiker-Ranking im Oktober 2017 einige Veränderungen. forsa-Chef
Prof. Manfred Güllner resümiert gegenüber der Mediengruppe RTL:
„Größter Verlierer ist der FDP-Vorsitzende Christian Lindner. Im
Oktober lag er noch mit 50 Punkten auf Rang 4 der Ranking-Liste. Nach
Abbruch der Jamaika-Sondierungen durch die FDP hat er 13 Punkte
eingebüßt und rutscht ab auf 37 Punkte. Hinter ihm liegen nur noch
CSU-Chef Horst Seehofer (36 Punkte) sowie das AfD-Spitzenduo Alice
Weidel (13 Punkte) und Schluss¬licht Alexander Gauland mit 12
Punkten.“ Gauland, der schon im Oktober einen schwachen Wert errang,
rutschte nochmals um 2 Punkte ab.

Im Übrigen zeigt sich, dass die lang andauernden Bemühungen um
eine Regierungsbildung viele Bundesbürger konsterniert haben. Alle
Verhandlungsführer bei den Sondierungsgesprächen müs-sen Federn
lassen: Horst Seehofer wird um 4 Punkte niedriger bewertet als im
Oktober, Angela Merkel und Martin Schulz um jeweils 3 Punkte. Während
aber die Kanzlerin trotz des Rückgangs weiter auf Platz 1 der
Ranking-Liste rangiert und die große Mehrheit ihrer eigenen Anhänger
(84%) weiterhin zu ihr steht, rutscht Martin Schulz noch weiter ab.
Nur noch 45 Prozent der Gesamtbe¬völkerung setzen ihr Vertrauen in
ihn, bei den SPD-Anhängern verliert er 6 Prozentpunkte an Zu¬stimmung
und liegt jetzt bei 64 Prozent. Sein Vorgänger Sigmar Gabriel liegt
mit einem Zugewinn von 4 Punkten auf dem zweiten Platz und hat seinen
Parteichef um 11 Punkte überflügelt. Vor Schulz liegen auch noch die
SPD-Ministerpräsidenten Olaf Scholz und Stephan Weil sowie der
Noch-Vorsitzende der Grünen, Cem Özdemir. Markus Söder, der
designierte Nachfolger Horst Seehofers als bayerischer
Ministerpräsident, ist auf Anhieb mit 6 Punkten Vorsprung an dem
CSU-Chef vorbeigezogen.

Politiker-Ranking im Januar 2018*

Gesamt Differenz Januar 18 – Oktober 17

Angela Merkel 60 minus 3%punkte
Sigmar Gabriel 56 plus 4%punkte
Olaf Scholz 54 im Oktober nicht abgefragt
Stephan Weil 50 im Oktober nicht abgefragt
Cem Özdemir 49 plus 1%punkt
Martin Schulz 45 minus 3%punkte
Ursula von der Leyen 45 im Oktober nicht abgefragt
Andreas Nahles 42 unverändert
Markus Söder 42 im Oktober nicht abgefragt
Katrin Göring-Eckardt 41 unverändert
Sarah Wagenknecht 39 minus 1%punkt
Christian Lindner 37 minus 13%punkte
Horst Seehofer 36 minus 4%punkte
Alice Weidel 13 unverändert
Alexander Gauland 12 minus 2%punkte

*Bewertung anhand einer Skala von 0 bis 100; dargestellt ist
jeweils der Mittelwert

Der Wählerwille ändert sich nicht

Auch unter dem Eindruck der Sondierungsgespräche zwischen CDU, CSU
und SPD ändert sich kaum etwas am Wählerwillen in Deutschland. Wenn
jetzt gewählt würde, könnte sich die AfD ge¬genüber der Vorwoche
wieder um einen Prozentpunkt von 10 auf 11 Prozent verbessern. Die
Unionsparteien kämen auf 33 Prozent – ein Prozentpunkt weniger als in
der Vorwoche, aber genauso viel wie bei der Bundestagswahl im
vergangenen September. Bei allen anderen Parteien ändert sich
gegenüber der ersten Januarwoche 2018 nichts.

Die Ergebnisse im Einzelnen: CDU/CSU 33 Prozent (Bundestagswahl
32,9), SPD 20 Prozent (20,5), FDP 9 Prozent (10,7), Grüne 12 Prozent
(8,9), Linke 9 Prozent (9,2), AfD 11 Prozent (12,6). 6 Pro-zent
würden sich für eine der sonstigen Parteien entscheiden (5,2). Der
Anteil der Nichtwähler und Unentschlossenen liegt bei 22 Prozent und
damit etwas unter dem Anteil der Nichtwähler bei der Bundestagswahl
(23,8%).

Auch bei der Kanzlerpräferenz haben die Deutschen ihre Meinung nur
unwesentlich geändert. Wenn die Deutschen ihren Kanzler direkt wählen
könnten, würden sich derzeit 46 Prozent für An-gela Merkel
entscheiden, das ist ein Prozentpunkt weniger als in der Woche.
Martin Schulz käme auf 19 Prozent, das ist ein Prozentpunkt mehr als
in der Vorwoche. Die CDU-Chefin läge damit im-mer noch weit vor dem
SPD-Chef – 27 Prozentpunkte.

Die Meldungen sind mit der Quellenangabe RTL/n-tv-Trendbarometer
frei zur Veröffentlichung.

Die Daten zur Bewertung einer möglichen Großen Koalition und zum
Vertrauen für die deutschen Politiker wurden am 12. Januar 2018 vom
Markt- und Meinungsforschungsinstitut forsa im Auf-trag der
Mediengruppe RTL erhoben. Datenbasis: 1006 Befragte. Statistische
Fehlertoleranz: +/- 3 Prozentpunkte.

Die Daten für die Kanzler- und die Parteien-Präferenz wurden vom
8. bis 12. Januar 2018 vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut
forsa im Auftrag der Mediengruppe RTL erhoben. Daten-basis: 2501
Befragte. Statistische Fehlertoleranz: +/- 2,5 Prozentpunkte.

Ansprechpartner bei forsa: Dr. Peter Matuschek, Telefon 030 –
62882442

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