Der Grundsatz „Gleiches Geld für gleiche
Leistungen“ ist auch in der Pflegebranche nicht an der Tagesordnung.
Im November 2017 hatte der Bundesverband privater Anbieter sozialer
Dienste e. V. (bpa) in Thüringen die Arbeitsvertragsrichtlinien (AVR)
eingeführt. Durch die AVR steigen die Einstiegsgehälter für
Pflegefachkräfte in den teilnehmenden Unternehmen auf 2.400 Euro. Die
Einführung der AVR war Voraussetzung für kollektive Verhandlungen.
Auf dieser Basis konnte mit der AOK PLUS ein einheitlicher Punktwert
für alle ambulanten Pflegedienste ausgehandelt werden, die die AVR in
ihren Unternehmen anwenden. Thüringen hätte hier mit dem
Verhandlungsergebnis bundesweit eine Vorreiterrolle einnehmen können.
Doch jetzt blockiert der Landkreistag die wichtige Einigung.
Die Landesvorsitzende des bpa Thüringen, Margit Benkenstein,
versteht die Welt nicht mehr: „Landauf, landab werden höhere Gehälter
für Pflegekräfte gefordert. Dies geht nur, wenn die Pflegesätze
steigen. Dadurch steigt auch die Selbstbeteiligung der
Pflegebedürftigen maßvoll. Und nur da, wo sie nicht dazu in der Lage
sind, springt der Sozialhilfeträger, also die Kommune oder der Kreis,
ein. Mit der Blockade dieser wichtigen Einigung durch den
Landkreistagtag wackelt der Schwanz mit dem Hund. Denn die
Inanspruchnahme des Sozialhilfeträgers macht nur einen sehr geringen
Prozentsatz aus – die Blockadehaltung kann nur als ein vorgezogener
schlechter Aprilscherz verstanden werden. Der Landkreistag gefährdet
nicht nur die Versorgung seiner pflegebedürftigen Bürger; er
brüskiert auch seine ansässigen Pflegekräfte.“
Auch Thüringens Sozialministerin Heike Werner hat die
Gratwanderung zwischen der dringend gebotenen besseren Bezahlung der
Fachkräfte und der Belastung von Pflegebedürftigen erkannt: „Der bpa
ist mit seiner AVR auf dem richtigem Weg, die Attraktivität des
Pflegeberufes in seinen Einrichtungen zu erhöhen. Klar ist auch, gute
Pflege hat ihren Preis“, sagte sie kürzlich in einem Interview mit
dem verbandseigenen bpa-Magazin.
Der bpa Thüringen erwartet vom Landkreistag und seiner Präsidentin
Martina Schweinsburg Kooperation statt Blockade: „Wir haben jetzt
schon Regionen, wo wir keine Pflegekräfte mehr finden. Wenn der
Landkreistag nicht bereit ist, in die soziale Infrastruktur und
angemessene Gehälter zu investieren, soll Frau Schweinsburg das den
Bürgerinnen und Bürgern sagen. Am besten noch vor den Kommunalwahlen
am 15. April“, so Margit Benkenstein.
Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e. V. (bpa)
bildet mit mehr als 10.000 aktiven Mitgliedseinrichtungen (davon über
220 in Thüringen) die größte Interessenvertretung privater Anbieter
sozialer Dienstleistungen in Deutschland. Einrichtungen der
ambulanten und (teil-)stationären Pflege, der Behindertenhilfe und
der Kinder- und Jugendhilfe in privater Trägerschaft sind im bpa
organisiert. Die Mitglieder des bpa tragen die Verantwortung für rund
305.000 Arbeitsplätze und circa 23.000 Ausbildungsplätze (siehe
www.youngpropflege.de oder auch www.facebook.com/Youngpropflege). Das
investierte Kapital liegt bei etwa 24,2 Milliarden Euro.
Pressekontakt:
Für Rückfragen: Thomas Engemann, bpa-Landesbeauftragter, Tel.:
0361/653 86 88, www.bpa.de
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