Schwäbische Zeitung: Bei Managern versagt der Markt – Leitartikel

Entscheidet in einer Firma künftig der Staat,
wie viel der Chef verdient? Redet Bundestagspräsident Norbert
Lammert, der Managergehälter begrenzen will, einem den freien Markt
strangulierenden Dirigismus das Wort?

Nein. Denn derzeit gibt es keinen funktionierenden Managermarkt,
in dem Angebot und Nachfrage den Preis regeln. Wer viel Geld erhält,
hat es nicht immer auch verdient. Die Gehälter haben sich
verselbständigt, ohne dass die Produktivität der Spitzenleute
entsprechend mitgewachsen ist.

Dies gilt vor allem für Aktiengesellschaften. Dort kungeln mit
Ex-Managern besetzte Aufsichtsräte die Bezüge mit ihren Nachfolgern
aus. Die Aktionäre bleiben außen vor. Selbst das wäre akzeptabel,
wenn sich die Lohn-Investition so auszahlt wie einst ein Wiedeking
bei Porsche: Doch auch Versager und Zocker kassieren ab – und rufen
bei Misserfolg nach dem Staat. Im Streben nach der persönlichen
Gewinnmaximierung bleibt die Moral auf der Strecke.

Der Grund: Viele Manager leben in einer anderen Welt, als die
Mehrheit der Gesellschaft. Die Entfremdung setzt bereits auf dem Weg
an die Konzernspitze ein: Mit Extras gehätschelte Spitzenleute
versprechen wolkig Nachhaltigkeit – und holen sich über aufgeputschte
Quartalszahlen unanständig hohe Boni herein.

Zeigen sich die Folgen, ist der Zuständige längst weitergezogen
oder lässt sich teuer wegloben. Der vom Ökonomen Adam Smith
postulierte Grundsatz, dass der Egoismus des Einzelnen der gesamten
Gesellschaft am meisten brächte, gilt heute nicht mehr.

Wie es anders geht, zeigt das Gros der Familienunternehmen: Auch
deren Manager verdienen ausreichend – und in Summe wachsen diese
Firmen besser als der Club der Riesen-AGs.

Eine Regulierung der Gehälter braucht keine großen
Staatseingriffe, sie wäre einfach machbar: Wenn Vorstände und
Aufsichtsräte ihre Vergütungen auf jeder Hauptversammlung einem Saal
voller Aktionäre öffentlich erklären müssten, würden viele Verträge
anders aussehen. Und die Unternehmen würden nachhaltig gewinnen – an
Glaubwürdigkeit.

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