Vor zwei Jahren stand der Euro vor dem Kollaps.
Heute würden nicht einmal Pessimisten auf das Ende der
Gemeinschaftswährung wetten. Die Euroländer haben das Schlimmste
hinter sich.
Die Überwindung der akuten Finanzkrise ist eine große
Gemeinschaftsleistung der Europäer. Ohne auf historische Blaupausen
zurückgreifen zu können, trafen Hauptakteure wie Bundeskanzlerin
Angela Merkel und Europas Zentralbankchef Mario Draghi
Entscheidungen, die sich im Nachhinein als richtig erwiesen. Sie
widerstanden Forderungen linker Politiker nach einer
Vergemeinschaftung der Schulden ebenso wie populistischen Vorstößen,
südeuropäische Krisenstaaten aus dem Euro zu drängen. Die Bewältigung
der Probleme verlief allerdings keineswegs so konsequent wie die
Rückschau weismacht. Sie war begleitet von Irrtümern und
Fehleinschätzungen. Zu Beginn etwa hingen Politiker und Ökonomen dem
Glauben an, der Krise sei allein mit strengem Sparen beizukommen. Von
einer Beteiligung der Finanzindustrie wollte niemand etwas wissen.
Politiker machten sich zu Erfüllungsgehilfen der Banken und
Versicherungen.
Die Enteignung von Gläubigern ist heute kein Tabu mehr, die
Beteiligung der Finanzkonzerne selbstverständlich. Aus vielen
Bauchentscheidungen und Absichtserklärungen ist ein kompliziertes
Regelwerk geworden, das dem Euro eine zweite Chance gegeben und die
Banken in die Schranken gewiesen hat.
Dafür zahlen die Bürger einen doppelten Preis: als Steuerzahler
und Sparer. Viele Banken haben ihre faulen Kredite auf Giftmüllhalden
ausgelagert. Diese Altlasten der Finanzwirtschaft werden eines Tages
mit dem Geld der Steuerzahler beseitigt. Die Zeche der öffentlichen
Hand begleicht der Sparer. Die Staaten können sich in Zeiten
niedriger Zinsen so billig wie nie verschulden, selbst Griechenland
bekommt wieder günstig Kredit. Dafür nehmen die Staaten billigend in
Kauf, dass sich der Wert der Lebensversicherungen und Sparguthaben
verflüchtigt. Niedrige Zinsen sind der politisch gewollte Preis der
Eurorettung.
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