Die Bilder und Nachrichten aus Ägypten sind so
dramatisch, dass die aktuelle „Teilreisewarnung“ des Auswärtigen
Amtes geradezu verharmlosend wirkt. Das Außenministerium formuliert
im klassischen Diplomatendeutsch, dass „in der aktuellen Lage vor dem
Hintergrund der sehr unbeständigen Sicherheitslage“ von Reisen nach
Ägypten dringend abgeraten wird. Anders formuliert: Der wichtigste
arabische Verbündete der USA, Europas und damit auch Deutschlands
versinkt im Chaos.
Hilflosigkeit prägt die Stellungnahmen der Bundesregierung und
anderer westlicher Politiker. Außenminister Westerwelle fordert die
Militärregierung wie die Muslimbrüder auf, sofort die Gewalt zu
beenden. Die EU-Außenbeauftragte Ashton gibt ihre Sorge zu Protokoll
und der türkische Ministerpräsident Erdogan fordert von den Vereinten
Nationen wie der Arabischen Liga, dass die Massaker sofort gestoppt
werden müssten. Ähnliche Appelle hat die Welt in den vergangenen
Monaten vernommen, wenn es um das tägliche Töten in Syrien ging. Sie
sind ungehört verhallt. Ägypten droht nun ein ähnliches Schicksal.
Die USA verurteilen in einer ersten Reaktion die Eskalation am Nil.
Im Angesicht der Gewalt müssen sie das tun. Nur blenden sie damit
bewusst aus, dass Washington offensichtlich nicht mehr die Macht hat,
die ägyptischen Militärs zur Mäßigung zu zwingen. Zur Erinnerung:
Geldgeber Nummer eins der ägyptischen Streitkräfte sind die USA und
die sind immerhin die Supermacht Nummer eins auf diesem Globus.
Europa hat mit seinen Fensterreden noch weniger Einfluss. Dennoch
bezeichnet EU-Parlamentspräsident Schulz die Lage am Nil als „nicht
hinnehmbar.“ Das suggeriert, er wisse, was jetzt zu tun sei und der
Westen verfüge über die Mittel, das Blutvergießen und den seit Jahren
existierenden Hass im Lande zu beenden.
Eine schnelle Lösung gibt es aber nicht. Vom arabischen Frühling
wurde geträumt, von Demokratie, Freiheitsrechten und bescheidenen
Wohlstand für die Menschen. Diese Vision bleibt zunächst eine
Illusion.
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