Was waren die mit wachsender Ungeduld erwarteten
Meilensteine? Am zwölften Geburtstag durften wir im Auto erstmals auf
dem Beifahrersitz mitfahren. Am 16. Geburtstag erstanden wir mit
lässig gezücktem Personalausweis den ersten legalen Sixpack Bier im
Supermarkt. Und vor allem ließen wir uns am 18. Geburtstag im
Landratsamt unseren langersehnten „Lappen“ aushändigen. Der
Autoführerschein verhieß der Jugend im ländlichen Raum das Ende
anstrengender Rad- oder zugiger Mopedfahrten und den Beginn der Ära
einer bis dahin ungekannten Mobilität. Wie hatte man uns nur so lange
auf unsere Fahrerlaubnis warten lassen können?
Führerschein mit 16 – bei vielen Jugendlichen und vielleicht auch
bei manchen Eltern, die die dauernden Chauffeursdienste leid sind,
kommt der Vorschlag aus der zweiten Reihe der CDU fraglos gut an.
Aber die Erleichterung, die eine solche Regelung für die Menschen aus
strukturschwächeren Gebieten zweifellos mit sich brächte, würde
ebenso fraglos eine erhöhte Gefahr auf unseren Straßen zur Folge
haben.
Keine Vorurteile, bitte: Es geht nicht darum, ein stereotypes Bild
von 16-Jährigen zu zeichnen, die in Schlangenlinien und zu schnell
und mit zu lauter Musik von irgendwelchen Partys nach Hause fahren.
Es geht vielmehr darum, die seit Jahren bedauerlicherweise stabilen
Unfallstatistiken ernst zu nehmen, nach denen die jungen Autofahrer
zwischen 18 und 24 Jahren für rund ein Viertel aller Unfälle mit
Personenschäden verantwortlich sind – obwohl sie nicht einmal zehn
Prozent der Autofahrer ausmachen.
Um Jugendliche früher an einen verantwortungsbewussten Umgang mit
Autos heranzuführen, hat sich in den vergangenen Jahren das Modell
des begleiteten Fahrens bewährt. Hier lohnt es sich deshalb darüber
nachzudenken, ob künftig auch 16-Jährige schon an dem Programm
teilnehmen können sollen.
Aber nur, wenn sie vorher nicht mit lässig gezücktem Ausweis im
Supermarkt waren.
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