Stuttgarter Zeitung: Kommentar: Kein Fall für Brüssel Das Bündnis braucht keinen Spitzenmann, der daheim in die Defensive gedrängt wird.

Noch ist es eine Spekulation, dass
Verteidigungsminister Thomas de Maizière neuer Nato-Generalsekretär
werden könnte. Doch ergeben sie einen Sinn. Die Nachfolge von Angela
Merkel traut dem früheren Geheimfavoriten auf das Kanzleramt niemand
mehr zu. Sein einst tadelloser Ruf, wonach er sein Haus mit Akribie
und Übersicht auf Vordermann bringe, ist beschädigt. Das Eigenleben
des Ministeriums kostet den Steuerzahler bei Rüstungsprojekten oft
viel Geld, wie auch die neuen Eurofighter-Meldungen zeigen. De
Maizière hat die Schwächen erst dann nicht mehr tolerieren wollen,
als sie in der Euro-Hawk-Affäre offenbar wurden. Ob er sie abstellt,
bleibt offen. Auch in der Truppe hat sein Ansehen gelitten, nachdem
der Minister den Soldaten Jammerei vorgeworfen hat und nachdem er
angesichts der Vorwürfe um die Drohnenpleite zunächst seine
Mitarbeiter beschuldigt hat. Auf die von ihm angedeuteten personellen
Konsequenzen wartet man ohnehin noch. Ist ein
Selbstverteidigungsminister eine gute Wahl – für eine Allianz, die
nach einer neuen Identität sucht und mit all den Krisenherden
überfordert scheint? Kaum. Denkbar, dass die Spekulationen über das
Erbe des nicht nur glücklich agierenden Dänen Rasmussen auch gestreut
wurden, um de Maizière wegzuloben, damit er Merkel im Wahlkampf
weniger schadet.

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