Stuttgarter Zeitung: Vorschlag mit Sprengkraft / Kommentar zur vorgeschlagenen Einführung von Gemeinschaftslehrern in Baden-Württemberg

Das ist ein Vorschlag, der die Verfechter des
bisherigen Schulsystems auf die Barrikaden bringen wird. Die
Expertenkommission zur Reform der Lehrerbildung schlägt vor, dass
alle Lehrer, die an allgemeinbildenden weiterführenden Schulen
unterrichten, dasselbe Studium absolvieren sollen.

In der Logik von Zweisäulenmodellen und Gemeinschaftsschulen ist
das die naheliegende Konsequenz. Die Schularten verlieren an
Bedeutung, die Abschlüsse basieren auf Kompetenzen, Schüler aller
Niveaus werden an einer Schulart unterrichtet. Wer nicht an der
Gemeinschaftsschule Abitur macht, soll direkt auf eine Oberstufe
wechseln können. Um die Grundlagen für die neue Flexibilität zu
schaffen, braucht es natürlich Lehrer, die alle Niveaus unterrichten
können.

Für Bildungswissenschaftler ist es kein großer Schritt, die
Konsequenzen aus dem Umbau des Schulsystems zu ziehen. Für die
Politik sieht das ganz anders aus. Die kommenden Monate werden
zeigen, für welche Umsetzungsschritte der Mut reicht. Wer Lehrer
gleich ausbildet, muss Lehrer gleich bezahlen. Das wird allen voran
an die Pfründe der Gymnasiallehrer gehen. Offen ist auch, ob die
Pädagogischen Hochschulen nur noch Grundschullehrer ausbilden. Mutig
wäre eine solche Reform und zukunftsweisend auch.

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