Halbgarer Fortschritt
Die gesetzliche Frauenquote kommt, zumindest für Posten in
Aufsichtsräten. Das ist die gute Nachricht. Allzu lange haben
Unternehmen die Frauenförderung schleifen lassen und unter Beweis
gestellt, dass freiwillige Selbstverpflichtungen wenig taugen. Zwar
gibt es inzwischen mehr Frauen in Führungspositionen – allein schon
deshalb, weil der öffentliche Druck gestiegen ist und reine
Männerspitzen allmählich ein Imageproblem für Konzerne darstellen.
Doch bei durchschnittlich einer Frau auf fast neun Männer – so der
Women-on-Board-Index für Aufsichtsräte und Vorstände – kann niemand
ernsthaft von einem Erfolg sprechen. Die gesetzliche Pflicht, ab 2016
Aufsichtsräte zu mindestens 30 Prozent mit Frauen zu besetzen, haben
sich die Unternehmen also selbst eingebrockt. Die Übergangsfrist ist
lange genug, um auch in Branchen mit wenigen Frauen Lösungen zu
finden. Norwegen ist gutes Beispiel: Dort wurden etwa spezielle
Trainingsprogramme geschaffen, um Frauen auf die Positionen
vorzubereiten. Dennoch ist der Kompromiss nur halbgar. Dass die Union
für andere Führungspositionen die weichgespülte Flexi-Quote
durchgesetzt hat, ist kein Fortschritt auf dem Weg zu mehr
Gleichberechtigung. Eine Pflicht zur Veröffentlichung selbst
gesteckter Ziele mag zwar den Wettbewerbsdruck etwas steigern.
Rankings allein werden über Jahrhunderte einstudierte
Verhaltensmuster aber nicht aufbrechen.
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Südwest Presse
Ulrike Sosalla
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