KOMMENTAR · GRIECHENLAND
Aussteigen geht nicht Wenn Banken und Versicherungen massenhaft
griechische Anleihen verramschen, ist das ein verheerendes Signal.
Nicht nur, weil die deutsche Finanzelite noch im Mai 2010 Solidarität
mit Griechenland versprochen hatte. Ein Jahr später scheint die
Kosmetik ihrer Bilanzen wichtiger zu sein als die Verantwortung für
den Zusammenhalt im Euroraum. Viel schwerer wirkt, dass die
Geldhäuser hohe Verluste beim Verkauf dieser handelbaren Kredite
heute in Kauf nehmen, weil sie morgen deren Totalausfall befürchten.
Nun könnte der geneigte Laie zu recht einwerfen, die Griechen seien
selbst Schuld. Wer den Euro mit falschen Zahlen erschlichen und
jahrelang exzessiv über die eigenen Verhältnisse gelebt hat, der darf
nicht klagen, wenn Europa dem schlechten Geld kein gutes
hinterherwerfen will. Das aber ist kurz gesprungen. Fällt Hellas,
folgen Portugal, Spanien, Irland und andere Wackelkandidaten – ein
Dominoeffekt mit schwersten sozialen Verwerfungen in den betroffenen
Ländern und unübersehbaren Folgen für das globale Finanzsystem. Der
deutsche Finanzminister hat also Recht, wenn er ein neues Hilfspaket
und die Umschuldung unter Beteiligung privater Banken verlangt. Dem
folgen muss eine harte Sanierung der griechischen Wirtschaft, strikte
Kontrolle und die Erkenntnis, dass eine Währungsunion auf Dauer nicht
trägt, wenn ihr die politische Union als Fundament fehlt.
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Lothar Tolks
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