Südwest Presse: Kommentar: Hungerkatastrophe

Mehr Fairness

Die Hungerkatastrophe kündigte sich an. Nach dem Ausfall zweier
Regenzeiten warnten Experten schon vor Monaten vor einer neuen
Hungersnot in Ostafrika. Deren Ausmaß hat jetzt jedoch alle
überrascht. Dass alle paar Jahre über eine solche Tragödie berichtet
werden muss, ist nicht nur dem ausbleibenden Regen geschuldet. Die
Krisenregion, vor allem Somalia, leidet an sich selbst. Andere
Staaten an einer zum Teil verfehlten Hilfepolitik. Chronische Armut,
in Somalia auch ein erbitterter Bürgerkrieg, der die Menschen in die
Flucht oder an Waffen zwingt statt zur Arbeit auf die Felder, und
korrupte Regierungen samt gieriger Rebellenchefs legen das Fundament
für Hunger und Elend. Nicht jeden politischen Wahnsinn kann die
internationale Gemeinschaft von außen stoppen. Doch sie hat in den
vergangenen Jahren viel zu oft sich selbst im Blick gehabt, wenn sie
von Hilfe für unterentwickelte Staaten redete. Milde Gaben für
Despoten sollen dort Türen für Geschäfte öffnen. Man will Zugang zu
Öl und Bodenschätzen und Märkte für Waren aus dem Westen. Die
Forderung nach guter Regierungsführung und Transparenz wurde dafür
schnell hintangestellt. Um kein Missverständnis zu erzeugen: Hilfe
zur Selbsthilfe ist nötig, der Aufbau beispielweise einer Schuhfabrik
ist allemal sinnvoller als eine Lieferung von Sandalen. Doch
Wirtschaftsinteressen dürfen die Hand nicht verschließen für
Investitionen, die den Gebern keinen Nutzen bringen, zum Beispiel
Hilfen für den Ausbau der bäuerlichen Landwirtschaft. Reiche Länder
müssen fairer werden. Doch zu allererst müssen sie helfen. Die
Menschen in Ostafrika können nicht mehr warten.

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Südwest Presse
Lothar Tolks
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