Wer einmal schummelt
Einige Tage haben wir nichts gehört von Silvana Koch-Mehrin. Wer
meinte, nach dem Entzug ihres Doktortitels, dem Rückzug aus der
FDP-Parteispitze und von Ämtern im EU-Parlament würde sie Gras über
die Affäre wachsen lassen, sieht sich getäuscht. Sie kämpft um ihren
ramponierten Ruf und will ihren Doktortitel zurück. Ist es ihre
eigene Unbeirrbarkeit, die sie antreibt? Oder übermäßiger Trotz als
Reaktion auf die Anfeindungen der vergangenen Wochen? Glaubt sie, die
Konter der altehrwürdigen Universität Heidelberg auf ihre Vorwürfe,
die prüfenden Professoren hätten von den Schwächen ihrer Arbeit
gewusst, doch noch zu widerlegen? Für sein Urteil wählte der
Promotionsausschuss klare Worte. 120 Stellen charakterisierte er als
Plagiate. Schummeln mit System unterstellten ihr die Professoren.
Statt die Sache auf sich beruhen zu lassen und sich zu entschuldigen,
lebt die nicht nur für Koch-Mehrin peinliche Geschichte wieder auf.
Sie wird zu einer zunehmenden Belastung für ihre Partei. Dass sich
die FDP in den vergangenen Wochen zu keiner klaren Positionierung
durchringen konnte, entpuppt sich nun als schwerer Fehler. Hoffte die
Führung bis gestern auf den freiwilligen Verzicht Koch-Mehrins auch
auf ihr Mandat im europäischen Parlament, so wird die neue
Parteispitze von der imageschädigenden Affäre wieder eingeholt. Nur
ein Machtwort des bislang zaudernden Philipp Röslers kann daran etwas
ändern.
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Südwest Presse
Lothar Tolks
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