Ob Annette Schavans Rückzug aus der CDU-Parteispitze
so freiwillig und leichten Herzens erfolgt, wie es die Ministerin
darstellt, darf bezweifelt werden. Der Kampf um die Nachfolge, der
vehement eingesetzt hat und bestimmt wird sowohl von regionalen
Proporz-Ansprüchen als auch persönlichen Ambitionen, deutet auf
anderes hin. Darauf, dass die zunehmend in die Kritik geratene
Merkel-Vertraute Schavan gehörigem Druck ausgesetzt war und ihre
Entscheidung keineswegs allein in der Abgeschiedenheit ihres
Urlaubs-Idylls am Bodensee getroffen hat. Auf den ersten Blick
bedeutet das Ausscheiden aus dem Führungszirkel der CDU eine
Schwächung der Parteichefin. Doch wer weiß schon, ob nicht Angela
Merkel, die kühle Kalkulatorin der Macht, bereits weit ins Wahljahr
hinein denkt? 2013 kann sie keine angeschlagene Partei-Vize neben
sich brauchen, die Schavan ist, seit sie sich wegen ihrer
Doktorarbeit mit – seither weder erhärteten noch ausgeräumten –
Plagiatsvorwürfen herumschlagen muss. Schavans Ausstieg wirkt auch
auf die CDU im Land. Schließlich ist sie nicht nur eine
Merkel-Intima, sie stand als Kontrahentin des von Merkel nach Brüssel
abgeschobenen Günther Oettinger auch in Treue fest zu Stefan Mappus.
Dessen kurzes Gastspiel an der Spitze des Landes endete 2011 jäh.
Seit dem Verlust der Macht ringt die CDU um Linie und darum, welche
Personen für diesen Kurs stehen. Schavan gehört nicht mehr dazu.
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