Südwest Presse: Kommentar zu SPD

Das Rennen um die SPD-Kanzlerkandidatur hat
mittlerweile verschiedene Entwicklungszyklen durchlaufen. Mal schien
es, als werde Parteichef Sigmar Gabriel von seinem Zugriffsrecht
Gebrauch machen, mal neigte sich die Waagschale zu Gunsten von
Frank-Walter Steinmeier, und aktuell liegt Peer Steinbrück mal wieder
in Front. Das Finish steht unmittelbar bevor und wird ziemlich sicher
nicht erst nach der Jahreswende entschieden. Der Druck im Kessel
nimmt zu. Allerdings hat die ausgiebige Beschäftigung mit der
SPD-Troika einen gewaltigen Haken. Die Vorzüge und Defizite der drei
Bewerber sind in den letzten Monaten so ausführlich beschrieben und
bewertet worden, dass die Nachteile des Mannes, der es am Ende wird,
umso deutlicher zu Tage treten werden. Den einen Kandidaten mag die
Partei, der andere erweckt Vertrauen im Volk, den dritten schließlich
hätten auch Wähler gern, die beim letzten Mal für Union oder FDP
stimmten. Die Kunst der SPD liegt nun darin, einen Herausforderer zu
nominieren, der den Machtanspruch der Opposition kraftvoll und
glaubwürdig verkörpert sowie zugleich die Geschlossenheit der SPD
wahrt, indem er die beiden unterlegenen Kontrahenten mit in die
Pflicht nimmt. Das ist, angesichts der drei so unterschiedlichen
Temperamente, eine fast schwierigere Aufgabe als der anschließende
Wahlkampf gegen Angela Merkel.

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Lothar Tolks
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