Südwest Presse: Kommentar zu Stromtrassen / Korrektur

Stromimpulse können die Muskeln anregen oder lähmen.
Bei Angela Merkel war es wohl eher Zweiteres: Ein Jahr benötigte die
Bundeskanzlerin bis zu der Erkenntnis, dass es so mit der
Energiewende nicht weitergehen kann. Erst jetzt wurde ein Masterplan
für den Netzausbau vorgestellt. Dabei ist Zeit ein wesentlicher
Faktor ihres Prestigeobjekts. Zunächst gilt es, schnell die
Stromrouten festzuschreiben. Alternativen wie das Verlegen entlang
von Bahnstrecken kommt eine wichtige Bedeutung zu. Auch Erdkabel
dürfen nicht außen vor bleiben. Schließlich hängt viel von der
Zustimmung der Anwohner ab: Im Schnitt dauert ein Verfahren zehn
Jahre bis zur Genehmigung. Da wäre es gut, möglichst wenig Kritiker
gegen sich zu haben. Eine Beteiligung und volle Information der
Bürger ist wichtig. Die Menschen müssen die Konsequenzen des
Atom-Ausstiegs mittragen. Die Kosten spielen ebenfalls eine wichtige
Rolle: Strom wird seit Jahren teurer. Da darf die Energiewende nicht
weitere Löcher in den Geldbeutel reißen. Das größte Problem sind aber
weniger demonstrierende Hausbesitzer oder wütende Stromzahler. Die
Bürokratisierung verzögert bislang viele Trassen. Baugenehmigungen
werden auf Länderebene vergeben. Bis Jahresende sollen nun verkürzte
Planungs- und Genehmigungsverfahren möglich sein. Auch die EU
arbeitet an einem Stromnetz. Vor allem sollte Merkel aber ihre
Bundesregierung hinter sich bringen, die so recht nicht an die
Energiewende zu glauben scheint und Atomkraftwerke nicht abschalten
will und die Solarindustrie ruiniert. Ein kleiner Reizstrom für
Merkel wäre sinnvoll.

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Lothar Tolks
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