KOMMENTAR zu WULFF
Ausgabe vom 04.01.2012 Ohne die schützende Hand Angela Merkels
gäbe es den Bundespräsidenten Christian Wulff nicht mehr. Zu
desaströs ist das Echo auf das Krisenmanagement eines
Staatsoberhaupts, das schon die Nerven und die Selbstkontrolle
verliert, wo zwar seine persönliche Integrität zur Debatte steht,
aber keineswegs das Schicksal der Nation. Was würde Wulff erst
machen, wenn er über Existenzfragen des Landes zu entscheiden hätte?
Die Kanzlerin hält erst einmal eisern an Wulff fest, weil sie kein
Interesse daran hat, erneut auf die Suche nach einem geeigneten
Kandidaten für das höchste Amt in dieser Republik zu gehen. Die
schwarz-gelbe Koalition in ihrem fragilen Zustand bietet nicht den
nötigen Rückhalt für eine so wichtige Personalentscheidung. Merkels
Handeln wird, wie schon bei der im Ergebnis unglückseligen Auswahl
von Horst Köhler und dessen Nachfolger, von Machtkalkül und
Parteitaktik bestimmt. Christian Wulff darf einstweilen bleiben, aber
eine dauerhafte Arbeitsplatzgarantie für den Präsidenten bedeutet die
wiederholte Ehrenerklärung der Kanzlerin nicht. Auch nach dem
bestellten TV-Interview wird der Chor der Kritiker, Zweifler und
Spötter nicht verstummen. Zumal man damit rechnen muss, dass es
weitere Anlässe für Wulff geben könnte, vergangenes Fehlverhalten zu
bedauern und neuerlich um Verzeihung zu bitten. Diese Aussicht ist
weder für ihn selbst noch für sein Publikum behaglich.
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Lothar Tolks
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