In einer einzigen Nacht haben die Finanzminister der
Euro-Staaten vermutlich das Vertrauen verspielt, das im Ringen mit
der Schuldenkrise in den vergangenen zwölf Monaten gewachsen war und
zur Beruhigung der Finanzmärkte geführt hat. Denn der rechtsstaatlich
bedenkliche Kompromiss mit der Zwangsabgabe für alle Kontoinhaber auf
der Insel ist an Volkes Zorn gescheitert. Ohne den Schutz für die
Kleinsparer durch eine Untergrenze hätte der Beschluss nie gefasst
werden dürfen – ein klarer handwerklicher Fehler auch des deutschen
Finanzministers Schäuble und der hinter ihm stehenden Kanzlerin. Auch
wenn es hinterher mal wieder keiner gewesen sein will. Nun liegt das
Kind im Brunnen und es muss auf allen Ebenen nach einem neuen Weg
gesucht werden. Denn eine Bankenpleite auf der Mittelmeerinsel hätte
drastische Folgen für Euro-Land. Allein deutsche Geldhäuser sollen
mit sechs Milliarden Euro drinstecken. Schon weit kleinere Beträge
reichen für die eng mit Zypern verknüpften griechischen
Kreditinstitute zum Garaus. Vater des Brüsseler Kompromisses war der
berechtigte Wunsch, die Verantwortlichen für die Misere auch in
Mithaftung zu nehmen für die Bereinigung der Schieflage. Doch seit
2004 hat die EU praktisch die Augen verschlossen vor dem gierigen
Gebaren der Banken des damaligen Neu-Mitglieds Zypern. Nun sollte
plötzlich die große Brüsseler Keule das ganze Inselvolk treffen. Das
funktioniert nicht und so müssen die Euro-Hüter um ihre Osterferien
bangen. Die Währungsunion übt sich einmal mehr in akuter
Krisenbewältigung.
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Südwest Presse
Lothar Tolks
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