Wunsch und Wirklichkeit liegen weit auseinander: Was
Eltern für die Bildung ihrer Kinder wichtig ist, spiegelt sich im
Handeln der meisten Bildungspolitiker nicht oder nur unzureichend
wider. Wie erklärt sich diese tiefe Kluft? Die gestern vorgelegte
Studie ist ein schönes Beispiel dafür, dass die Bürger ihren
Regierenden mitunter weit voraus sind. Die Mehrheit der Gesellschaft
nimmt zunehmend Entwicklungen und Strömungen wahr, lange bevor diese
die Politik erreichen. Die meisten Mütter und Väter wissen längst,
dass es zu wenig ist, allein auf Leistung zu setzen, wenn die
Aufgaben der Zukunft bewältigt werden sollen. Eine beeindruckende
Mehrheit fordert mehr Chancengleichheit in der Schule, bessere
Förderung für schwache Schüler und eine Stärkung des
Sozialverhaltens. Hier wird bereits erspürt, welch große Gefahren in
der drohenden Spaltung unserer Gesellschaft liegen. Umso lauter ist
denn auch der Ruf nach mehr Ganztagsschulen, deren Aufbau in
Baden-Württemberg und Bayern lange sträflich vernachlässigt worden
ist. Diese Schulart ist am besten geeignet, Nachteile auszugleichen
und individuell zu fördern. Die massive Kritik am achtjährigen
Gymnasium zeigt, wie groß der Verdruss über eine Politik ist, die
sich in erster Linie an den Wünschen der Wirtschaft ausrichtet. Die
Wirklichkeit der Eltern ist eine andere: Sie wollen keine
Lernmaschinen, sondern Kinder, die sich gesund entwickeln.
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Lothar Tolks
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