Südwest Presse: Kommentar zur KRANKENVERSICHERUNG

Eher legt ein Hund einen Wurstvorrat an als ein
Politiker Reserven für schlechte Zeiten. Das mag ein Vorurteil sein.
Doch die Diskussion über die Krankenkassen bestätigt es voll: Kaum
verbuchen sie einen nennenswerten Überschuss, entsteht schon ein
erstaunlicher Einfallsreichtum, um das angeblich überflüssige Geld
auszugeben, und das gleich mehrfach: Prämien für die Versicherten,
Abschaffung der Praxisgebühr, weniger Zuschuss vom Bund. Dabei ist
für ein Sozialsystem wie die gesetzliche Krankenversicherung das
Vertrauen in die langfristige Zuverlässigkeit existenziell wichtig.
Zumal alle Beteiligten nur zu gut wissen sollten, dass die
längerfristige Entwicklung anders aussieht. Sicher ist nur, dass die
Kosten steigen. Dafür sorgen schon die alternde Bevölkerung und der
medizinische Fortschritt. Es wäre also klug, Rücklagen zu bilden. Die
19,5 Milliarden Euro, die sich Ende 2011 angesammelt hatten, klingen
gewaltig. Doch keiner sollte der Faszination der großen Zahl
verfallen. Das sind nur gut zehn Prozent der jährlichen Ausgaben. Die
können sehr schnell weg sein, etwa wenn die Konjunktur schwächelt.
Allerdings zeigt sich auch, dass die zweistufige Organisation
hervorragend dazu geeignet ist, Milliarden zu verstecken. Früher
landete alles Geld bei den Krankenkassen. Heute ist über die Hälfte
im Gesundheitsfonds gebunkert, bei dem die Politik noch viel
einfacher und kurzfristiger eingreifen kann.

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Lothar Tolks
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