Südwest Presse: Kommentar zur Rente

Zwanzig Millionen Rentner sind auch zwanzig Millionen
Wähler. Daher dürfte es die schwarz-gelbe Koalition höchst ungern
hören, dass die Rentenerhöhung ausgerechnet im Wahljahr 2013 im
Westen mit voraussichtlich etwa einem Prozent mager ausfällt. Die
Inflation ist doppelt so hoch. Zusätzliche Brisanz bekommt das Ganze,
weil die Rentner im Osten mit einem voraussichtlich dreimal so hohen
Zuschlag deutlich besser wegkommen könnten. Für die Politiker ist
deshalb die Verführung groß, an der Rentenformel zu drehen, zumal
sich die meisten Arbeitnehmer in diesem Jahr über deutliche
Gehaltssteigerungen freuen können. Die Regierung hätte für einen
solchen Eingriff auch ein Vorbild, allerdings ein denkbar schlechtes.
Vor vier Jahren ging die große Koalition ausgerechnet in einem
Wahljahr so vor und feierte sich dafür auch noch selbst. Dass sich
solche Willkür rächt, zeigt sich jetzt. Der Eingriff von 2008 ist
einer der Gründe dafür, dass 2013 die Erhöhung so bescheiden
ausfallen dürfte. Denn die Kürzung war nur aufgeschoben, nicht
aufgehoben. Gut wäre es, wenn man den Rentnern und Beitragszahlern
diese Zusammenhänge verdeutlichen würde. Tatsächlich ist die
Rentenformel längst so kompliziert, dass sie kaum jemand mehr
versteht. Das muss dringend geändert werden, sonst leidet die
Akzeptanz des gesamten Rentensystems. Hierfür sollten die Politiker
ihr Hirnschmalz verwenden.

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Südwest Presse
Lothar Tolks
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