Südwest Presse: SÜDWEST PRESSE ULM, Kommentar zur FDP

Fahnenflucht – anders lässt sich der übereilte
Rücktritt von Christian Lindner als FDP-Generalsekretär zwei Tage vor
Bekanntgabe des Ergebnisses des Mitgliederentscheids nicht erklären.
Er wusste zu gut, dass er für ihn in jedem Fall negativ ausgehen
würde: Im besten Fall würde er für die schweren organisatorischen
Mängel verantwortlich gemacht. Im schlechtesten gewinnt der
Parteirebell Frank Schäffler die Mehrheit der abstimmenden Mitglieder
und zwingt die Liberalen auf einen Kurs, der nur noch das Ende der
schwarz-gelben Koalition bedeuten kann. Um beides hat sich Lindner
nicht rechtzeitig gekümmert und gegengesteuert. Er ist gescheitert.
Auf den Tag genau zwei Jahre war er im Amt – lange genug, um für den
Absturz und den desolaten Zustand der FDP mit verantwortlich zu sein.
Es ist ihm nicht gelungen, den kleineren Koalitionspartner mit Themen
zu profilieren. Stattdessen bestimmen endlose Personalquerelen das
Bild in der Öffentlichkeit. Für das alles will er nicht die
Verantwortung übernehmen. Offenbar fehlt es dem 32-Jährigen an
Rückgrat. Jetzt muss Parteichef Philipp Rösler den Karren aus dem
Dreck ziehen. Es tröstet nur wenig, dass er ihn mit dorthin gesteuert
hat. Zunehmend stellt sich die Frage, ob er der richtige Vorsitzende
im Überlebenskampf der Partei ist. Wobei sich die Alternativen in
Grenzen halten. Ob das krisenerprobte Schlachtross Rainer Brüderle
das Blatt wenden könnte, ist höchst fraglich.

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Lothar Tolks
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