Ein Verein, der durch die Ermittlungen rund um ein
mögliches rechtsextremes Netzwerk mit Mitgliedern aus Bundeswehr und
Polizei aufgefallen ist, arbeitet am Aufbau eines bewaffneten
Kommandos. Wie taz-Recherchen ergeben, hat mindestens eine Übung
einer Einheit namens „Defence“ von Uniter e.V. stattgefunden, bei der
Vereinsmitglieder mit Waffen trainierten.
Während eines als Ersthelfer-Training angemeldeten Workshops des
Vereins Ende Juni 2018 führte demnach eine Gruppe von Männern in
einem entlegenen Teil des Trainingsgeländes separate Kampftrainings
durch, sie haben dabei mit Gewehren geübt, die sie auch nach Ende der
Ausbildungseinheit bei sich trugen.
Der Verein teilt auf Anfrage mit, bei dem Defence-Training habe es
sich um ein Selbstverteidigungstraining gehandelt, bei dem an Waffen
geübt wurde. Dabei soll es sich allerdings um Attrappen gehandelt
haben.
Der Betreiber des Trainingsgeländes wandte sich im Nachgang des
Trainings in einem Brief an das baden-württembergische
Innenministerium und untersagte Uniter e.V., das Trainingsgelände
weiter zu nutzen.
Das Training war von einem ehemaligen Soldaten des Kommando
Spezialkräfte der Bundeswehr (KSK), André S, angeleitet worden.
Dieser ist laut Vereinsregister stellvertretender Vorsitzender von
Uniter e.V. in Stuttgart und hat unter seinem Pseudonym Hannibal die
sogenannten Prepper-Chat-Gruppen administriert. Darin bereiteten sich
Menschen auf den „Tag X“ vor. Nach Informationen der taz gibt es
personell und strukturell große Überschneidungen zwischen Chatgruppen
und dem Verein. In beidem sind sowohl KSK-Soldaten als auch
Polizisten.
In einer dieser Chat-Gruppen war Franco A. Mitglied, den der
Generalbundesanwalt wegen „Vorbereitung einer schweren
staatsgefährdenden Gewalttat“ angeklagt hat. Gegen zwei Mitglieder
einer Chatgruppe aus Mecklenburg-Vorpommern wird noch ermittelt.
Mehrere eingetragene Vorstandsmitglieder von Uniter e.V.
distanzieren sich von dem Stuttgarter Verein. Ein stellvertretender
Vorsitzender sagte der taz, er sei bereits Anfang 2017 zurück- und
aus dem Verein ausgetreten. „Ich durchschaue das nicht mehr“, sagt
der Mann, der anonym bleiben möchte, der taz. „Ich will nicht dafür
haftbar gemacht werden.“
Der Verein Uniter e.V. wollte auf taz-Anfrage nicht mitteilen, wer
aktuell im Vorstand ist.
Die Recherche wird in Kürze auf taz.de veröffentlicht.
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