Thüringische Landeszeitung: Linkes Kuscheln / Kommentar von Gerlinde Sommer zu den Koalitionsoptionen für Thüringens künftige Regierung

Sie können nicht miteinander. Oder doch? Bisher hat
sich die SPD in der komfortablen Lage gesehen, zwischen Schwarz und
Dunkelrot wählen zu können. Jedenfalls in Thüringen. Und deshalb war
es 2009 für die SPD leicht, das Angebot der Linken auszuschlagen.

Jetzt wird linker Kuschelkurs versucht. Und die Annäherung hat
ihren Segen von ganz oben. SPD und Linke gehen einen Schritt
aufeinander zu. Ob sie sich allerdings nach der Thüringer
Landtagswahl in die Arme fallen oder in den Rücken, das aber ist noch
längst nicht gesagt.

Sie können nicht miteinander. Das war der Stand der Dinge. In
diesem Fall wurde immer die Geschichte der Zwangsvereinigung der SPD
mit der KPD bemüht. Und die SPD als Kind der friedlichen Revolution
sah sich lange als Anti-SED-Partei. Wer früher Genosse war, sollte
nun unter anderen Vorzeichen nicht Genosse werden dürfen. Die
Ausnahme bestätigte die Regel.

Jetzt sind das alles alte Geschichten, an die sich nur noch die
ganz Alten aus den Gründerzeiten nach 1989/90 erinnern. Die SPD, die
aus eigener Kraft absehbar nicht zu einem Ergebnis in der Lage sein
wird, das den Griff nach dem Ministerpräsidentenamt rechtfertigt,
will sich schadlos halten. Und sucht nach Optionen.

SPD-Chef Gabriel hatte lange die Parole ausgegeben, dass mit der
Linken kein Staat zu machen sei. Auf Landesebene sieht auch er das
anders. Thüringen liegt da als Ort der Annäherung nahe. Linkes
Kuscheln auch auf Bundesebene bei der Wahl in beinahe drei Jahren:
Davon sind beide Seiten noch weit entfernt. Für viele wächst da
zusammen, was noch längst nicht zusammengehört.

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