Putin-Schelte kommt in Großbritannien gut an. Und
so fühlt man sich auf der Insel eigentlich nur in dem bestätigt, was
man schon längst zu wissen glaubt: dass die Ermordung des Exil-Russen
Litwinenko in London vor zehn Jahren eine Operation des russischen
Inlandsgeheimdiensts FSB war.
Doch was wusste Putin? „Wahrscheinlich“, „möglicherweise“ sei der
Mord durch den Kreml-Chef persönlich genehmigt worden. Rechtlich ist
das wenig von Belang. Eine Untersuchung ist eben nur eine
Untersuchung und kein Prozess mit all seinen Konsequenzen. Und so
muss bei all der Spekuliererei auch für Putin die Unschuldsvermutung
gelten. Die Situation bleibt also festgefahren, vor allem weil Moskau
die Auslieferung der beiden Tatverdächtigen nach wie vor ablehnt. Das
britisch-russische Verhältnis kühlt sich damit zu einem sehr
ungünstigen Zeitpunkt noch mehr ab. Und Premierminister Cameron steht
vor einem Dilemma: Einerseits machen ihm seine Konservativen Feuer,
er solle einen härteren Kurs gegenüber Moskaus einschlagen.
Andererseits darf er aber nicht zu überzogen reagieren, weil eine
Lösung im endlos erscheinenden Syrien-Konflikt kaum ohne Russland
vorstellbar ist.
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